Donnerstag, 23. Februar 2012

WARUM ICH FÜR BEATE KLARSFELD BIN

Ich habe Beate Klarsfeld erst 2003 kennengelernt, als ich zusammen mit der Stiftung „Neue Kultur“ die so genannte „Wehrmachtsausstellung“ auf die Insel Rügen holen wollte. Auf meine Bitte, die diese Ausstellung zu eröffnen, sagte sie sofort ohne zu zögern zu. In unserem langen Telefongespräch erzählte sie, wie sie damals Rostock-Lichtenhagen erlebt hatte, sie von Paris nach Mecklenburg-Vorpommern eilte um gegen die politische „Lähmung“ zu protestieren als der deutsche Staat tatenlos zusah wie wieder ein Pogrom gegen Menschen auf deutschem Boden versucht wurde.

Beate Klarsfeld Lebensgeschichte liest sich wie ein Buch über die deutsche Leid-Kultur. Es war ihr unbegreiflich, dass nach 1945 es Privatpersonen „überlassen“ war die größten Schergen des Nazi-Regimes zur Verantwortung zu ziehen und Adolf Eichmann mit Hilfe der deutschen Botschaft in Argentinien untertauchen konnte. Sie fand es unerträglich, dass der deutsche Staat kein Interesse zeigte Josef Mengele zu finden, dass man den zuständigem Staatsanwalt von damals Fritz Bauer laufend braune Steine in den Weg legte. Es ist eines der großen Verdienste von Beate Klarsfeld, Klaus Barbie, dem "Schlächter von Lyon", gefunden zu haben, der ebenfalls von offiziellen deutschen Behörden gedeckt, Jahrzehnte lang unbehelligt in Südamerika leben konnte.

In unserem Gespräch sagte sie: „Seit Rostock-Lichtenhagen weiß ich, dass die Saat des Nationalsozialismus noch immer in der deutschen Gesellschaft keimt.“

Jetzt, nach den NSU-Morden, wo der „designierte“, weil wahrscheinlich gewählt werdenden Joachim Gauck eindeutig und unmissverständlich einen Staatsakt für die Opfer dieser Nazimorde als unangemessen ablehnt, wäre es ein weiterer schwerer politischer Fehler einen "Superstar" aus der Zeit der Wendehälse zum Staatsoberhaupt zu küren.

Beate Klarsfeld dagegen ist ein lebendiges Mahnmal an Mensch, wäre ein weltweites politisches Signal, dass Deutschland doch zu seiner Geschichte stehen kann. Ein Opfer der Shoa als moralische-ethische Instanz zur Wahrung der menschlichen Würde und Freiheit zum Staatsoberhaupt zu wählen, ja das wäre ein Zeichen von politischen Mut und Anstand.

Gerade nach den Morden der Terrorgruppe NSU, vorsätzlich verniedlichend und damit versteckend abgekürzt mit den drei Buchstaben N-S-U, auf dass man ja nicht aussprechen muss und sich damit bewusst  macht was denn das wirklich war, nämlich der „Nationalsozialistischer Untergrund“, wäre es höchst an der Zeit einen untadeligen Menschen an die Spitze unseres Staates zu wählen.

Beate Klarsfeld zur Bundespräsidentin zu wählen, wäre Zivilcourage wählen.

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