Samstag, 24. Dezember 2011

DIE AUSLÄNDERFEINDLICHKEIT IST DIE EINSTIEGSDROGE ZUM RASSISMUS

Nachtrag zu meinem Thread und meiner Bemerkung: „Die Muslime erleben die selbe Situation wie die Juden vor dem Holocaust.“

Ich korrigiere diesen Satz nun wie folgt:
„Die Muslime erleben heute in Deutschland die selbe Situation wie die Juden VOR dem Holocaust“

Ich schrieb in meinem offenen Brief an Tilman Tarach eindeutig, dass ich damit die Zeit der frühen 20-er Jahre in Mitteleuropa meinte und damit geografisch eingeschränkte auf Deutschland und Österreich. Eurer Argumentation nach dürfte man ja nicht einmal sagen, die Sinti & Roma erleben heute (wenn man nach Tschechien, Rumänien, Ungarn und die Übergriffe dort sieht, sehen will), wieder jene pogromähnliche Stimmung wie in den frühen 20-er Jahren. Oder darf man das doch sagen? War diese ethnische Minderheit ja auch Opfer des Rassenwahns der Nazis. Muss man denn zuerst Opfer gewesen sein, um auf die Gefahren des Rassismus, in Analogie der frühen 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts, hinweisen zu dürfen? Was ist denn das für ein Denken?!

Wehret den Anfängen bedeutet, jedenfalls für mich, so sensibel die Welt in der ich lebe wahrzunehmen, dass ich sehr früh solche gesellschaftlichen Veränderungen erkenne und auch andere darauf aufmerksam mache.

Und, ich werde mich nicht im Gegenrechnen an Toten von Völkermorden ergehen (so wie viele es hier auf Facebook tun und nicht nur hier, sondern auch an den diversen Stammtischen), die Toten im Namen Allahs gegen die Toten der Nazis und diese wiederum gegen die Toten im Namen des Christentums aufrechnen, um damit dem unbedarften Menschen vorzurechnen und einzureden, dass dieser oder jener Völkermord nun der gewaltigere Massenmord ist – anhand der Summe von ermordeten Menschen. Ganz nach dem primitiven Motto des Boulevard: je mehr Tote desto widerlicher!? Hiermit deutlich und ganz laut: Nein!
Wenn ich dieser Milchmädchenrechnung folgen würde, dann kann die Shoa im Vergleich zu anderen Genoziden in der Tat „zahlenmäßig“ nicht mithalten. Ich werde Eure verdummende Rechnerei nicht mitmachen. Dieses Zahlenspiel als Parameter für die „Qualität“ und damit die historische Bedeutung eines Massenmordes zu gewichten ist nicht nur im Kern selbst rassistisch, sondern auch wissenschaftlich unhaltbar und einfach nur dumm.

Doch ich gebe gerne eine kleine Nachhilfestunde zur der in Tat einzigartigen "Qualität" der Shoa:

Nicht die industrielle Massenvernichtung an Leben durch die Nazis war das wirklich Besondere. Nein, das war nicht sehr viel anders wie bei Genoziden in den vorangegangenen Jahrhunderten. In jedem Jahrhundert wurde der letzte Stand der Technik angewendet wenn man einen Massenmord begehen wollte. Das Einmalige und damit auch das Besondere an der Shoa, am Nazi-Rassismus war, dass er in rein ethnischen Motiven begründet war. Da half auch nicht wenn man zum Christentum konvertieren oder lieber gleich dem Odin-Kult von Heinrich Himmler beitreten wollte - nur um zu überleben.
Die Nürnberger Rassengesetze sind da eindeutig und unmissverständlich und lassen sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Ausrottung. Als Jude konnte man weder dafür oder dagegen was tun - man war und blieb Jude!
Man konnte absolut nichts dafür oder dagegen tun um der Ausrottung zu entgehen. Und nur so "nebenbei" angemerkt: diese Nazi-Logik der Nürnberger Rassengesetze galt auch für die Roma & Sinti.

Allein die Tatsache Jude zu sein war bereits das Todesurteil!

Damit hatten die Nazis den Bio-Rassimus "erfunden", der heute durch den Gen-Rassismus (menschliches Genom/DNA) seine Fortsetzung findet und man wieder unter dem Deckmantel der medizinischen Forschung (in bester Nazi-Manier) diskutiert welches Leben denn nun wertvoller sei – als ein anderes Leben, ja welches anderes Leben?
Damit steht die Menschheit wieder kurz davor eine Art "medizinische" Selektionsrampe zu errichten die zwischen lebenswerter menschlicher Existenz und lebensunwerter menschlicher Existenz unterscheiden will. Womit einmal mehr der Beweis erbracht ist, dass  sich die Geschichte durchaus wiederholen kann.

Und jetzt prasselt schon wieder ein Trommelfeuer an Vorurteilen auf die Menschen des christlichen Abendlandes nieder, wenn es um den Islam, den Koran und die Muslime geht. Man versucht schon wieder Menschen als Untermenschen ,als Barbaren zu zeichnen, aufdass eines Tages ein tiefsitzendes Feindbild entsteht. Was für einen Sinn macht es Menschen ihrer Würde zu berauben, sie verbal zu erniedrigen, zu demütigen und zur Zielscheibe der Angst und des Hasses zu machen? Der Sinn liegt darin, dass man Untermenschen, Menschen zweiter Klasse einfach leichter tötet kann als wenn sie ebenbürtige, gleichwertige Menschen wie Du und ich sind.

Mit einem Feindbild im Herzen lässt es sich immer viel leichter töten.

Das Alles hatten wir schon mal ....

P.s.: Und wer nicht glaubt, dass es eine Hetz an der Hatz gegen den Islam und die Muslime gibt, der möge auf Facebook und Google in diversen Seiten und Profile hineinluschern. Sie sind leicht zu finden unter Stichworten wie Jhiad-Watch, FPÖ, Front National, Vlaams Blog, Freiheitliche, PI, Henryk M. Broder, Thilo Sarrazin oder einfach nur Islam.

Freitag, 23. Dezember 2011

DASS RASSISTEN EINES TAGES TÖTEN IST EIGENTLICH NORMAL

EIN OFFENER BRIEF

Sehr geehrter Herr Tilman Tarach,

ich habe Ihr sehr lesenswertes Buch in Analogie zu den Vorurteilen und Rassismen gegenüber Muslimen gesetzt, da die Ähnlichkeit wie Vorurteile und Rassismen gegenüber Juden produziert werden frappierend ähnlich in ihrer Struktur sind, wie sie heute gegenüber Muslimen konstruiert werden. Gerade Ihr Buch eignet sich daher hervorragend um die Psychopathologie des Rassismus an sich -egal welchen Couleurs- zu verstehen. Daher widerspreche ich Ihnen - was ich ungern tue: ich habe Ihr Buch verstanden, denn es ist so unmissverständlich geschrieben, dass man es einfach nicht missverstehen kann, selbst wenn man es auf Biegen und Brechen wollte. Klappt nicht (Ich meine das nun wirklich nicht ironisch, wie mir da in diversen Emails unterstellt wurde. Ich gehe nur nicht mit allen historischen Darstellungen die Sie in Ihrem Buch "dokumentieren" konform). Dennoch zeichnen Sie in Ihrem Buch den Konstruktionsplan des Antisemitismus bis ins Detail nach. Dass mir dabei das rassistische Feindbild Islam/Muslime einfiel, mögen Sie mir bitte nachsehen.

Ich will damit sagen, dass heute das Feindbild Muslim/Islam mit einem nahezu identischen Bauplan hergestellt wird, wie man Vorurteile und Rassismen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts produzierte. Es ist derselbe Bauplan der Vorurteile, der Diffamierung, der Denunziation die Rassisten immer angewendet haben, wenn es galt irgendeine Minderheit des Andersseins ins Fadenkreuz zu nehmen. Der grundsätzliche Bauplan wie man am besten Rassismus kreiert hat sich nie geändert.

Wem diese nicht mehr zu übersehende Ähnlichkeit nicht auffällt, der hat nichts, aber absolut nichts aus der Geschichte gelernt. Wer Rassismus nicht als ein Menschen verachtendes Verbrechen – weil immer letztlich tödlich -  begreift, ist ein seelischer Analphabet. Rassismus ist keine Meinung, keine Kritik - es ist eine mörderische Ideologie und damit ein Verbrechen.
Und, wer nichts aus der Geschichte lernen will, ist unfähig Rassismus in seinen frühesten Anfängen rechtzeitig zu erkennen.

Bester Beleg wie das Feindbild Islam in unserer Gegenwart entsteht, ist der Beitrag von Jonny Deer in dem von Ihnen kommentierten Thread, der den Islam mit dem Nationalsozialismus und den Koran mit "Mein Kampf" gleichsetzt und unter dem Deckmantel der Islamkritik den Hass gegen Muslime legitimieren will.

Jonny Deer schreibt:
“Heinrich Himmler schwärmte für die weltanschauliche Verbundenheit zwischen Nationalsozialismus und dem Islam. Die Ideologie der Muslimbruderschaft, die aus dem Koran abgeleitet wurde, schien sich in einigen Punkten mit der der Nationalsozialisten zu decken – insbesondere bei der Judenfrage. Genau wegen dieser Kooperation und den gleichen Interessen von Hitler und Islam ist Deutschland in den arabischen Ländern noch heute so beliebt!“

Zugleich versteckt Jonny Deer in seinem Kommentar die typisch antideutsche Parole, dass die Deutschen damit auch für den islamischen Terror (einschließlich 9/11) - zumindest ideologisch -  verantwortlich sind. Der Antisemitismus war in der Tat der erfolgreichste ideologische Exportartikel („made in germany“) der in der arabischen Welt reichlich Absatz fand. Doch der beste Lehrmeister in Sachen Rassismus war wohl das Christentum welches 2000 Jahre lang die Saat vom „gottesmörderischen Volk der Juden“ streute, dessen Ernte als Antisemitismus von den Nationalsozialisten eingesammelt wurde und zum Massenmord, zum Genozid führte.

Das Christentum hat den Rassismus an sich –egal gegen wen er sich richtete-  perfektioniert. Gleichgültig ob es sich um die christliche Zwangsmissionierung handelte durch blutigen Kinderkreuzzüge, die Juden als Mörder des Allmächtigen zu bezichtigen, die Türken und ihren „barbarischen Islam“ zu diffamieren, die Frauen als Menschen zweiter Klasse zu „definieren“ (Hexenverbrennung) oder Homosexuelle als „entartet“ zu diagnostizieren, das Christentum war und ist die Quelle aus der sich rassistische Ressentiments je nach Bedarf schöpfen lassen.

Auch gegenüber dem Islam wurde kräftig in das Waffenarsenal des christlichen Fundamentalismus gegriffen. Welche Folgewirkung dieser rassistische Hass auf den Islam hervorrufen kann, dessen geistiger Brandstifter die jahrelange Hetzereien von Jörg Haiders FPÖ waren und nach wie vor sind (DAHAM STATT ISLAM), zeigte sich im rassistischen Rechtsterrorismus der „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ (BBA) die eine tödliche Blutspur von 1993 bis 1997 durch die Alpenrepublik zog.

Die Bekennerschreiben dieser Terrorgruppe (die Staatsräson verordnete den Österreichern die „Einzeltätertheorie“) sprechen da eine deutliche Sprache.
Triefend vor Hass auf den Islam wetterten die BBA-Terroristen gegen die islamischen Untermenschen, gegen die „Weltvergifter“ die Juden und gegen die kriminellen "Zigeuner" (Ziehende Gauner). Diese rassistische Untermenschen-Ideologie der BBA war die Legitimation zum vierfachen Mord an Roma und Sinti, zum Mordversuch an Juden, Slowenen, Kroaten und Moslems! Nur der reine Arier „germanischer Herkunft“ hatte in den Augen der BBA-Rassisten eine Existenzberechtigung.

Der BBA-Terror bezog sich dabei auf die historischen Figuren wie ein Markgrafen Gerold, »dem Präfekten der Awarenmark« etwa, Herzog Oadilo von Bayern, dem Babenberger Friedrich dem Streitbaren, und vor allem auf den häufigsten Patron des BBA- Terrors, Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, dem Verteidiger von Wien während der Zweiten Türkenbelagerung, auf den sich auch der Massenmörder Breivik bezog. (Bis vor kurzem gab es noch eine BBA-Fanseite auf Facebook: www.facebook.com/apps/application.php?id=399413360287)

Rassistische Vorurteile gegenüber Muslimen sind, jedenfalls in Österreich, Jahrhunderte alt und wurden vor noch nicht allzu langer Zeit auch in den österreichischen Schulbüchern so gelehrt. Das was jetzt passiert ist eine Radikalisierung des Islamhasses seit dem  Terroranschlag vom 9/11 und findet seine Verbreitung im Internet und im medialen Boulevard.

Vor diesem Hintergrund die NSU-Morde "nur" als reine Ausländerfeindlichkeit zu bezeichnen, wäre eine Verniedlichung dieser rassistischen Morde, denn die Opfer dieses Rassenwahns waren nicht zufällig Muslime. Das Ausblenden der Tatsache, dass die NSU-Morde ganz gezielt gegen Muslime gerichtet waren, ist einer jener typisch deutschen Reflexe, wenn es darum geht politische Verantwortung zu übernehmen. Die Islamkritik ist wichtig, damit der Islam in die humanistische demokratische Welt findet, so wie es sich die Millionen an Muslimen des arabischen Frühlings wünschen. Ihnen solidarisch beizustehen wird ihnen helfen schneller und unbeschadeter im demokratischen Islam anzukommen.

Dazu ist auch Islamkritik notwendig. Dabei sollte man aber nicht den Feind verwechseln. Nicht die unterdrückten Muslime sind der Feind, sondern die Unterdrücker der Muslime. Denn sonst wird aus der berechtigten Islamkritik sehr schnell Islamhass und Rassismus gegen Muslime. Gerade das christliche Abendland sollte sich da selbst besser bei der Nase nehmen und endlich aufhören die feudalistischen und diktatorischen Regime des Morgenlandes durch Waffenlieferungen in ihrer Unterdrückung zu unterstützen.

Geistige Brandstifter sind all jene Menschen die Ausländerfeindlichkeit, Hass und Rassismus gegenüber Menschen säen, damit zur Motivation und Legitimation für rassistische Mörder beitragen. Insofern bleibe ich bei meiner -ich gebe es zu zu- provokanten, aber für mich richtigen Feststellung, dass die Muslime sich in Deutschland eine nicht zu übersehende Islamfeindlichkeit gegenübersehen, die für mich sehr stark an die Judenfeindlichkeit in Deutschland der frühen 20er Jahre erinnert.

Denn dass Rassisten eines Tages auch töten, ist eigentlich normal.

Schönste Grüße derweil,

Klaus Ch. Kufner

Freitag, 2. Dezember 2011

DIGITALE LYNCHJUSTIZ

Es herrscht Krieg, ein Cyberkrieg im Internet der vor allem auf Facebook ausgetragen wird. Worum gehts eigentlich? Es geht um einen arabisch-jüdischen Waldorfkindergarten in Israel mit dem schönen Namen „Ein Bustan“. Also um Kinder die ja unsere personifizierte Zukunft sind. Bei der Gründung des Waldorfkindergartens gabs keine heftig geführte Auseinandersetzungen, im Gegenteil. Vielleicht ist "Ein Bustan" gefährlich, denn der Kindergarten macht Furore. Funktioniert dieser Kindergarten ja für manche zu gut und genießt nicht nur in Israel einen hervorragenden Ruf, sondern in der ganzen Welt. Es hat sich herumgesprochen, dass es sehr wohl möglich ist, selbst unter der derzeitigen gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit, ein arabisch-jüdisches Gemeinschaftsprojekt zu verwirklichen. Der nun eskalierende und international Aufmerksamkeit hervorrufende Konflikt um "Ein Bustan" hat seine Wurzeln in der unterschiedlichen Sichtweise, wie man denn zu einem Frieden im Nahen-Osten kommen könnte. Zur Zeit haben in dieser Auseinandersetzung die "Tauben" verloren und die "Falken" die Oberhand. Doch die Mittel die in dieser Auseinandersetzung eingesetzt werden sind brutal. Gilt es ja die Meinungshoheit in den Medien mit allen "Waffen" zu erlangen. Da werden Accounts von Unterstützern von „Ein Bustan“ gehackt, da werden Freunde von „Ein Bustan“ aus der Facebook-Gemeinde, ohne ordentlicher Anhörung und Prüfung, gesperrt und nun werden die Förderer des Kindergartens „Ein Bustan“ kriminalisiert.

Was ist passiert?

Gleich vorweg, ich befürworte und unterstütze das Friedensprojekt „Ein Bustan“. Demnach bin ich voreingenommen, das ist wahr. Nun, grundsätzlich werden alle jüdischen aber auch nichtjüdischen Förderer des Projekts „Ein Bustan“ als Feinde Israels verortet. Wenn man sich für „Ein Bustan“ einsetzt ist man nicht nur als Nichtjude schnell ein Antisemit, sondern, wenn man das Pech hat israelischer Jude zu sein, ja dann ist man sogar ein Staatsfeind und jüdischer Antisemit zugleich und wenn man ein ganz gewöhnlicher nichtjüdischer Deutscher ist, ja dann ist man ein antisemitischer propalästinenscher Nazi.

Irena Wachendorff ist da ein nicht mehr zu übersehbares Beispiel, für die Vorgangsweise jener rechtsradikalen nationalistischen jüdischen Gruppierung, die den Frieden im Nahen Osten nur zu ihren Bedingungen und Vorstellungen will und Frau Wachendorff zu ihrem Feindbild erklärt haben. Nennen wir doch endlich einmal das Alles beim Namen: Diese jüdischen rechtsradikalen Nationalisten stehen für ein araberreines Israel. Es passt ihnen einfach nicht in den weltanschaulichen Kram, dass da arabische und jüdische Kinder gemeinsam spielen, lachen, essen, raufen, singen, Siesta halten usw. Selbst Kleinkinder werden da zum Feind erklärt!



Diese rechtsradikalen Juden und Israelis begeistern sich für Meir Kahane, betrauern das Verbot der Kach-Partei, bekämpfen mit allen Mitteln Menschen die sich gewaltfrei mit ihrer Friedensarbeit für Israel und für Frieden im gesamten Nahen-Osten einsetzen. Es sind jene rechtsextreme Juden und Israelis die sich für  Georg Walker Bush und Ronald Reagan begeistern, den neuen PräsidentschaftskandidatInnen der Republikanischen Partei in den USA zujubeln, weil diese allesamt versprechen -sollten sie denn gewählt werden- das „Waterboarding“ wieder einzuführen – also Folter.

Da gibt es einen jüdischen Arzt in Frankfurt am Main der geifernd bei Facebook gegen Frau Wachendorff wettert, mehr noch – sie sogar bedroht. Er verspottet ihren Familiennamen mit dem Vokabel Wachtel, verlangt in bester Göring-Manier („Wer Jude ist bestimme ich.“) den Judennachweis von ihr, verhöhnt ihre Arbeit als Schriftstellerin, beschimpft Nichtjuden als Baumgermanen und bedroht sie massiv mit der JDL (Jewish Defense League, einer Terrororganisation die im FBI-Bericht als gewalttätige, extremistische jüdische Organisation erwähnt wird). Da gibt es den via Facebook kolportierten Vorwurf des Spendenbetrugs gegenüber „Ein Bustan“, den Vorwurf der Steuerhinterziehung usw. Man unterstellt dem Kindergarten an sich eine kriminelle Vereinigung darzustellen.



Jüngstes Beispiel wie man für das Endziel -ein araberreines Israel- kämpft, ist ein Vorfall rund um das Benfizkonzert des WDR zugunsten von „Ein Bustan“. Da gibts es eine Dame aus München, die anlässlich dieses Benefizkonzertes beim WDR unter falschen Namen anruft („Maltzahn“) und der Intendanz etwas von Spendenbetrug erzählt, denn es gäbe angeblich gar keinen Verein in Deutschland mit dem Namen „Ein Bustan“. Diese Dame schrieb auch eine Email unter falschen Namen (man nennt so was einen Fakeaccount) dem Orchesterleiter des WDR (Herrn B.) indem sie vor dem angeblich nicht existierenden Verein „Ein Bustan“ warnt, denn es gäbe einen solchen Verein in Deutschland ja wirklich, ja wirklich (!) nicht und deutete somit einen großangelegten Spendenbetrug unter Mithilfe des WDR an. Pech nur für die selbst ernannte Kämpferin des wahren Israel, dass ihr der Fehler unterlief eine Email an den WDR abzusenden und dabei ihre eigene Telefonnummer zu hinterlassen. Denn das Münchner-Kindl hatte vergessen die automatische Signatur ihres Emailprogramms abzuschalten. So konnte man dann doch die Urheberin der Fake-Email als Frau G. P. aus München identifizieren.

Immerhin hatte die Kämpferin gegen "Ein Bustan" jenen zweifelhaften Erfolg, dass das Benefizkonzert von Polizei umrahmt war. Für mich dagegen war es ein Skandal, dass Juden vor Juden so sehr Angst haben müssen, dass ein simpler Musikevent unter Polizeischutz gestellt werden musste. Menschen wie Dr. Med. Adam P. und Frau  G.P. beschädigen mit solchen persönlichen Attacken einen israelischen Kindergarten, gefährden ihn in seiner Existenz, denn sie betreiben Rufmord. Der Schaden den solche Menschen anrichten geht aber viel tiefer. Mit ihrem Verhalten auf Facebook und auch in ihren Aktionen beschädigen sie das Bild Israels an sich nachhaltig. Sie befördern damit auch den eh schon vorhandenen Antisemitismus in Deutschland, ja schlimmer noch sie leisten dem Antisemitismus damit noch Vorschub.



Inzwischen wurde der Emailaccount von "Ein Bustan" in Israel gehackt und der Emailadressenverteiler gestohlen. So verwundert es auch nicht, dass plötzlich via eines Yahoo-Accounts der nicht! dem "Ein Bustan" Kindergarten zuzuordnen ist, Spenden illegal eingesammelt werden. Wer immer nun diesen Spendenbetrug begeht, eine kriminelle Handlung also begeht, um ihn dann im Nachgereichten "Ein Bustan" und den Förderern  unterzuschieben, das wird sicherlich strafrechtlich ein Nachspiel haben. Es ist perfid "Ein Bustan" auf diese Weise kriminalisieren zu wollen und erinnert an Mafiamethoden der übelsten Art.

Es gibt Grenzen in der Auseinandersetzung.

Die Grenze ist genau dort, wo die menschliche Würde verletzt wird und wenn Menschen durch falsche Behauptungen und übler Nachrede  in deren berufliche Existenz beschädigt werden. Einen Kindergartenverein nun als kriminelle Vereinigung darzustellen, bloß weils einem nicht in den weltanschaulichen Kram passt, hat den Charakter der Inquisition, wo man damals auch Menschen an den Pranger stellte, ohne einer ordentlichen Prüfung des Vorwurfs.
Und noch was, Facebook unter dem "Vorsitz" von Herrn Dr. med. Adam und den P.-Ladies aus München, dürfen sicher nicht über Menschen zu Gericht sitzen, schon gar nicht für ihre Behauptungen, dass „Ein Bustan“ eine kriminelle Angelegenheit sei, aber die Beweise freilich dafür schuldig zu bleiben. Um einen angeblich strafrechtlich relevanten Verdacht nachzugehen, dafür haben wir demokratisch legitimierte Institutionen. Also, Herr Dr. med. Adam P. wie auch alle anderen die was gegen „Ein Bustan“ haben,  sollten wenigstens den Mut haben, einen ordentlich formulierten, und begründeten, mit Beweismittel versehenen Strafantrag zu stellen und auch den Mut haben diesen auch mit ihrem eigenen Namen zu unterzeichnen.

Allerdings nur Behauptungen aufzustellen, das behandle ich wie Latrinengerüchte die nur dazu geeignet sind einem Kindergarten und die damit verbundenen Personen zu beschädigen – zu kriminalisieren.
(Ist aber auch merkwürdig, mit dieser Causa auch Kinder zu Betroffenen zu machen ...).

Es ist ein Unterschied, ob ich eine Meinung zu einem Menschen oder einer Situation und Institution abgebe, oder ob ich meine Meinung als Tatsachenbehauptung verbreite. Bei solch heftigen und auch strafrechtlich relevanten Vorwürfen, sollte man wenigstens den vollständigen Wahrheitsbeweis antreten können und vor allem an der richtige Stelle deponieren und nicht bei Facebook zu Gericht sitzen, wo geschätzte 10 Millionen Deutsche als "Geschworene" versammelt sind.

Denn sonst wäre das Internet zum mittelalterlichen Pranger verkommen.
Und das nenne ich dann digitale Lynchjustiz.




Als Vater dreier jüdischer Kinder schäme ich mich, dass es rechtsextreme Juden gibt.

Montag, 10. Oktober 2011

OFFENER BRIEF AN DIE LINKSEXTREMEN ROT(Z)LÖFFELN

Gleich vorweg, ich bin ein Linker, ein grüner Linker. Allerdings im Gegensatz zu Euch bin ich einer von der liberalen Sorte. Und das Vokabel liberal meine ich auch so, im reinsten Sinn des Wortes. Doch Ihr dagegen benehmt Euch wie Rotzlöffeln, noch dazu seid ihr, ebenfalls im wahrsten Sinn des Wortes, brandgefährliche Rotzlöffel. Laut Eurem Bekennerschreiben wolltet Ihr gegen den Afghanistan-Einsatz protestieren unter dem Motto: „Deutsche Soldaten morden weltweit.“

Wie blöd, genauer, wie schizophren seid Ihr eigentlich?

Ihr fordert laut Eurem Bekennerschreiben, was durchaus legitim ist in einer Demokratie, dass die Bundeswehr aus Afghanistan raus soll und begründet dies in Eurem Schreiben mit „…Deutschland hat ja keine Schrebergärten in Afghanistan.“ Ihr beschimpft die Bundeswehr : „ … eine staatlich organisierte Mörder AG zu sein.“ Gleichzeitig nehmt Ihr aber mit dem hinterhältigen Legen von Brandsätzen den Tod unschuldiger Menschen, zumindest billigend, in Kauf und macht Euch damit selbst zu potentiellen Mördern. Dagegen sind die weiteren Folgen Eurer kriminellen Handlung, dass zahlreichen Reisenden die wegen erheblicher Verspätung  ihren Arbeitsplatz nicht erreichen konnten, fast schon läppisch zu nennen sind, obwohl es eine Dreistigkeit ist mit solch einer Aktion in das Leben anderer Menschen einzugreifen und ihre Tagesplanung durcheinander zu bringen. Euer Bekennerschreiben ist genauso krank wie wenn Tierschützer sich furchtbar über die Massentierhaltung aufregen, aber dem eigenen Haushund Prügel verpassen wenn er nicht spurt.

Ihr schreibt: „Jeden Tag werden über die Schienen Waffen und Kriegslogistik transportiert.“ Vollkommen richtig, aber weder auf U-Bahnschienen noch auf S-Bahnschienen werden Panzer transportiert. Dann gleich weiter: „Mit unseren Tickets finanzieren wir dies mit“. Vollkommen falsch. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf fließen postwendend in die diversen Verkehrsunternehmen zurück. Und weiter gehts mit Eurem verquerten politischen Sachverstand: „Jeden Tag werden Menschen, meist Frauen und Kinder, vergewaltigt. Meistens von Männern. In Kriegen immer“. Nun ja, auch das ist richtig, Kriege bringen solche Phänome leider mit sich. Deshalb ist Krieg auch immer grundsätzlich als Mittel der Durchsetzung abzulehnen. Allerdings offenbart sich Eure Schizophrenie da am besten. Denn gepaart mit Eure Forderung, dass die Bundeswehr raus aus Afghanistan soll, beweist entweder, dass Ihr Verbündete der Taliban seid (wie links sind denn die?) und die Unterdrückung der Frauen wünscht, Ihr der öffentlichen Steinigung und Hand abhacken als angemessenes Strafausmaß huldigt, sowie eine „befreite Zone für Bin Ladens Erben“ wollt, wo Ihr Euch dann fröhlich in Sachen Brand– und sonstiger Bombenlegerei professionellst ausbilden lassen könnt. Oder Ihr seid schlichtweg dumm und naiv. Allerdings ist auch Dummheit manchmal sehr gefährlich, sogar mordsgefährlich.

Der inhaftierte Soldat Bradley Manning sitzt zurecht hinter Gittern. Es ist ein erheblicher Unterschied ein Video zu veröffentlichen, wo US-Marines wie in einem Videospiel unschuldige Menschen abknallen oder zigtausende von Depeschen zu klauen und damit tausende Menschenleben zu gefährden. Gerade im Nahost-Konflikt - Eurer liebsten postpubertären Politspielwiese seitdem Arafat sie für Euch freigab - hat das bereits Tote gekostet. So starben Informanten aus den Reihen der Hamas, die von bevorstehenden Selbstmordattentaten berichteten, einen qualvollen öffentlichen Lynchmord. Ich möchte nicht wissen, wie Ihr verfahren würdet mit einem Verräter aus Euren Reihen. Dagegen ist der Knast für Bradley dann wohl doch eher ein kuscheliges Vergnügen. Nein, Ihr Linksextremen, ihr unterscheidet Euch herzlich wenig von den von Euch sosehr geächteten Neonazis, die auch nicht davon abzubringen sind mit Gewalt Ihre Meinung anderen Menschen überholzen zu müssen.

Ihr seid keine Linken, schon gar nicht im Sinne eines Kurt Tucholsky, der seinerzeit zurecht einmal sagte: „Soldaten sind Mörder“, weil er den Terror von einst damit anprangern wollte, jenen Terror den ihr heute selbst begeht, indem Ihr mit Gewalt Eure, noch dazu dumm-naive, Meinung den Menschen aufzwingen wollt.

Ihr seid potentielle Mörder, sonst nix.

Montag, 26. September 2011

Pressefreiheit kostet was

Zu einigen Emails die mich heute erreichten:

Heute ist Zeitungmachen nicht nur nach wie vor eine kostspielige Angelegenheit, sondern auch ein Kampf um die Presse– sowie Meinungsfreiheit. Dass MV-TIMES nicht perfekt war und deshalb eingegangen ist, ist nur die halbe Wahrheit. Mir brach schlicht und ergreifend mein Hauptsponsor weg, jener Gönner der nahezu fast zur Gänze den teuersten Anteil an MV-TIMES übernommen hatte, nämlich die Druckereikosten. Doch auch ihn erwischte die Wirtschaftskrise kalt und völlig unvorbereitet. Von einem Tag auf den anderen musste er Insolvenz anmelden, alle seine Konten waren gesperrt und somit trat die Zahlungsunfähigkeit ein. Seine Insolvenz schlug zu mir voll durch und ich sitze nun nach wie vor auf einer unbezahlten Druckereirechnung.

Zum anderen Vorwurf, dass MV-TIMES nicht gerade professionellst hergestellt wurde in seiner Printausgabe: Der Perfektionismus ist eine Erfindung aus Deutschland; im Guten wie im Schlechten. Noch heute denke ich wehmütig an das legendäre Qualitätszeichen „made in germany“ zurück, als Produkte mit dieser Auszeichnung die Welt eroberten, weil sie eben Qualitätsprodukte waren. Wogegen ich mich allerdings verwahre, sind die persönlichen Angriffe auf meine Person, weil ich mich weigere das Redaktionsgeheimnis zu brechen.

Ich werde mich hüten nur irgend ein streitbares Interna aus der ehemaligen Redaktion von MV-TIMES öffentlich zum Besten zu geben. Und ich werde schon gar nicht Menschen, die an MV-TIMES egal in welcher Form beteiligt waren, im öffentlichen Raum medizinisch diagnostizieren. Obwohl, das muss ich zugeben, mir das manchmal sehr schwer fällt mich zurückzuhalten.  Erzogen wurde ich halt so, dass es einfach ein paar Dinge im Leben gibt, die man einfach nicht tut. Basta. Die Diagnose über mich lautet (es sei jetzt dahingestellt vom wem sie stammt): „der Kufner ist ein Mensch zwischen Genie und Wahnsinn, ein Schizophrener.“ Dieser Spruch kommt (in Variationen) meist aus dem Mund von jenen Irren die meinen sie sind die Gesunden. Wenn ich mal versuche mit den Augen eines Psychiaters die Abendnachrichten zu sehen, dann bin ich völlig verwirrt. Denn da gibt es Interviews, Portraits, Minidokus im 30 Sekunden Format zu BankerInnen die Milliarden verzocken und einfachen Bürgern das Geld damit wegstehlen, es geht um PolitkerInnen die nur internationalen Konzern Milliarden an Euronen nachwerfen, aber nie dem einheimischen Mittelstand so großzügig helfen, es geht um Kriegstreiber a la George Bush der uns in der Abendschau erklären durfte, dass es eine Achse des Bösen gibt, es geht um einen Innenminister der fast die Gestapo wieder haben will, es geht um eine Kanzlerin die den Ärmsten der Armen noch um den letzten Rest an  Sozialethik betrügen will und jenes erbärmliche Hartz IV herabkürzt, das der ehrenwerter Bordellgänger Peter Hartz erfunden hat. All diese Menschen gelten als völlig normal. Aber der Herausgeber von MV-TIMES ist natürlich geistig abnorm, weil er die so genannten Normalen und deren Tun und Treiben beobachtet, darüber berichtet und auch schon mal scharf kritisiert. Dass ich daher es nicht leicht hatte diese Zeitung zu machen, liegt auf der Hand und ist auch ein Teil des Scheiterns von MV-TIMES.

Aber es sei allen Besserwissern und Besserkönnern ins Stammbuch geschrieben: 
der Kufner, der Irre, wird sich von niemanden den Mund verbieten lassen und weiter publizieren

Sonntag, 25. September 2011

Der Nahostkonflikt beginnt in Österreich

DENN HITLER IST EIN ÖSTERREICHER


Schon der große Historiker Friedrich Heer formulierte: "Kann man aus der Geschichte lernen? Man könnte. Wenn man die Geschichte kennt. Was aber in Österreich nicht der Fall ist. Der Geschichtsunterricht ist nicht nur ein Politikum im engeren Sinne, er ist eine Gefährdung des Mündigwerdens des Österreichers, er ist eine Gefährdung der Demokratie.
von Klaus Ch. Kufner 
Der Österreicher ist, was seine Geschichte betrifft, ein gelernter Drückeberger. Was verständlich ist, denn die österreichische Historie ist in der Tat eine schmerzhafte, besonders in der Konfrontation mit der jüngeren Vergangenheit. Der gelernte Alpenländler hat tief in seinem Selbstbewusstsein verankert, dass Hitler eigentlich ein Deutscher war und Beethoven ein wahrer Österreicher. Ist doch alles nur eine Frage der Interpretation und Perspektive. Oder auch ganz anders: weglassen, unterschlagen, "zurechtbiegen" der historischen Wahrheiten und vor allem - lügen. Haider führte uns vor wies geht. Auch der Bundeskanzler Wolfgang Schüssel konnte es ganz gut - das sich durchmogeln durch die österreichische Geschichte. "Österreich war das erste Opfer Hitler-Deutschlands", sagt er regelmäßig. "Ja, das Land, aber nicht die Leut`", bemerkte einmal Simon Wiesenthal in einem Interview 1995, das ich mit ihm führte.

Rot-Weiß-Rot, ein antisemitisches Banner? Es ist eine Legende, dass die österreichische Flagge seine Herkunft dem blutgetränkten Waffenrock des Herzogs Leopold V. bei der Erstürmung von Akkon in Palästina am 12. Juli 1190 verdankt. Noch heute erzählt man den Kindern in den österreichischen Volksschulen, im Unterrichtsfach Heimatkunde, dass der Waffenrock Herzogs Leopold V. dermaßen blutdurchtränkt gewesen sei, dass nur ein weißer Streifen übrigblieb, als er am Abend seinen Gürtel abnahm. Soviel zur legendenhaften Darstellung der Entstehung des rot-weiß-roten Binnenschilds.
Nicht Legende hingegen ist, und was man den Schülern in der Alpenrepublik nicht erzählt, dass Herzog V. am 12. Juli 1190, im Rahmen seines Kreuzzuges zur Verteidigung des christlichen Abendlandes, eine antisemitische Massenschlächterei beging. Die Juden, - wer denn sonst? - waren/sind ja die gefährlichste und hinterhältigste Bedrohung der abendländischen Hochkultur. Die österreichische Fahne demnach auch - und ein antisemitisches Banner.

100 Jahre später, um 1204, ist erstmalig in Wien eine jüdische Schule nachweisbar. Der letzte Babenbergerherzog, Friedrich II., verleiht am 1. Juli 1244 in Wien ein neues, erweitertes Stadtrecht und gibt den Juden einen Schutzbrief, der für Ungarn, Böhmen und in mehreren deutschen Ländern vorbildlich wirkt. 1267, während der Regentschaft von Ottokar v. Böhmen findet ein Provinzialkonzilstatt, dessen Vorsitz ein päpstlicher Legat führt. Die Reform der Kirche in Österreich steht auf dem Programm. Denn Rom ist besorgt über das "Einströmen von Ketzern". Gemeint sind damit die jüdischen Einwanderer. Die Juden werden gebranntmarkt: sie sollen einen gehörnten Hut tragen und möglichst von den Christen separiert werden. Und es beginnt eine Kontinuität, die bis in das Heute führt: 

1303: Ausschreitungen gegen Juden in Wien.
 
1338: Einführung einer Judenordnung.
 
1348/49: Im Sog der Pestangst, die ganz Europa verseucht, kommt es auch in den österreichischen Provinzen zu Ausschreitungen gegen Juden; besonders betroffen sind die Gegenden von Krems, Stein und Mautern.(Heute noch Hochburgen rechter Gesinnung.) 

23 Mai 1420: Harte Judenverfolgung durch Herzog Albrecht V. Gefangennahme der Juden und Vermögensentzug.
 
1551: Verordnung Kaiser Karls V.: Gelber Tuchlappen, also ein "gelber Fleck" (sic! gelber Stern!) müssen die Juden zu ihrer Kennzeichnung tragen.
 
1574: Judenausweisung in Wien auf Betreiben der Stände.
 
1624: Ausweisung der Juden aus Wien in die Leopoldstadt.
 
1670: Die Kirche St. Leopold wird an Stelle der abgerissenen Synagoge erbaut.
 
22. Juli 1700: Ausschreitungen und Plünderungen vor dem Haus des Hofbankiers Samuel Oppenheimer in Wien im Rahmen einer ausgedehnten "Judenaktion".
 
Kaiserin Maria Theresia, die österreichische monarchische Übermutter, mit ihren 16 Kindern: noch heute werden Golddukaten mit ihrem Konterfei von der österreichischen Nationalbank herausgegeben. Maria Theresia die buchstäblich keinen Juden riechen konnte, jede Berührung mit dem "gottesmörderischen Volke" vermeidet und ihre jüdischen Geschäftsleute nur hinter einem Vorhang, um nicht durch die körperliche Nähe befleckt zu werden, empfängt. Sie sieht in allen Leiden die über die Juden kommen, Gottes Strafe. Ihr zu Ehren wird "Mariatheresienstadt" gegründet, das "Nobel-KZ" der Hitler-Zeit. Maria Theresia erhält das Herzogtum Auschwitz und Zator. In den ersten fünf Jahren ihrer Regierung werden die Juden aus Böhmen vertrieben. Drei Jahre vor ihrem Tod, 1777, fünf Jahre vor dem Toleranzpatent Joseph II. schreibt sie: "Künftig solle keinen Juden, wie sie Namen haben, zu erlauben, hier zu sein ohne meine schriftliche Erlaubnis. Ich kenne keine ärgere Pest, als diese Nation wegen Betrug, Wucher und Geldvertragen, Leut’ in Bettelstand zu bringen, alle üblen Handlungen ausüben, die ein anderer ehrlicher Mann verabscheute, mithin sie, so viel sein kann, von hier abzuhalten und zu vermindern..."
 
Wotan im Bürgerrock: mit Rauschebart, mit Hakenkreuz, als Turnerkreuz ausgeformt (bis heute unverändert!), zieht Friedrich Ludwig Jahn vom Kahlenberg über Wien, bis zum Ostseestrand und mit seiner überall versprühten Parole: "Deutsch, fromm, fröhlich, frei, heilig und gut ist nur, was aus altdeutscher Wurzel gezogen ist!" Jahn erklärt in Wien: "Es gibt genug Bücher, die von Henkershand verbrannt zu werden verdienen." In diesem Geist verbrennen Studenten Bücher beim Wartburgfest 1817. Es ist das Jahr auf das Jörg Haider sich immer wieder berufte, und der Beginn einer Epoche unter dem historischen Titel "Deutschland erwache". In den folgenden Jahren formuliert sich der radikale österreichische Glaube an das Heil aus Deutschland, inspiriert durch die Schaffung des Bismarck-Reiches. Und es ist die Geburtsepoche der deutschnationalen Burschenschaften, der Einführung der Blutrituale, der Mensuren in den Korportationen, welche die Mannbarkeit, die Wiedergeburt zum deutschen Manne manifestieren soll. Jörg Haider übte in seiner Burschenschaft "Albia" das Blutritual an einer Strohpuppe mit der Aufschrift "Simon Wiesenthal".
1854 werden wieder einmal die bürgerlichen Rechte der Juden eingeschränkt. In den Burschenschaften werden Mitglieder jüdischer Herkunft ausgeschlossen. Der klerikal-katholische Antisemitismus geht von Wien aus. Der Prälat Sebastian Brunner, Herausgeber der Wiener "Kirchenzeitung" und fordert bereits 1897 in seiner Zeitung: "Die Juden müssen für die christlichen Völker unschädlich gemacht werden; man muss sie unter ein Fremdengesetz stellen." 

Georg Ritter v. Schönerer (1842-1912), Schlossbesitzer im österreichischen Waldviertel, Abgeordneter der Deutschnationalen im österreichischen Reichsrat, hält antisemitische Brandreden. Im März 1878 spricht er gegen das "Gekläffe der Wiener Juden- und Regierungspresse", er erklärt den Antisemitismus für die "größte nationale Errungenschaft des Jahrhunderts". Der Kampf gegen die "Judenpresse" wird zum Leitmotiv seines Lebens. Schönerer fordert am 13. Februar 1885 in den Wiener Sofiensälen: "Zertretet die Natter und macht ein Ende dieser journalistischen Giftmischerei, damit das so hartbedrängte Volk nicht zur Selbsthilfe gezwungen werde." Immer wieder kommen Pogromdrohungen aus Schönerers Munde. Die Antisemitische Propaganda wird durch Schönerer erst so richtig angeheizt: antijüdische Klebemarken, Antisemitenlieder, Schönerer-Medaillen, man trug gehängte Juden aus Silber an der Uhrenkette und Stöcke mit Köpfen von Juden. Das Arsenal der antisemitischen Waffenkammer der Nationalsozialisten, wird durch Schönerer vorbereitet. 1878 fordert Schönerer, das Evangelischwerden des deutschen Ostmarkvolkes. Auch schon die ersten Forderungen nach Konzentrationslagern werden laut. Am 18. März 1887 bringt Schönerer einen Antrag "auf Erwerbung eines zur Anlage einer Strafansiedlung geeigneten Landstückes" für "Presselügner, Ehrabschneider", die mindestens zu sechs Monaten Haft verurteilt werden. Schönerer entstammt einem Waldviertel, indem heute noch der Glaube an Schönerer und der Glaube an Adolf Hitler ungebrochen leben. (Hitler hatte ein Schönerer-Portrait über seinem Bett hängen).

In der Bezirkshauptstadt Zwettel wurde vor Jahren gar ein "Schönerer-Gedenkmuseum" eingerichtet und ein Altbürgermeister dieser Stadt (ÖVP) veranstaltete alljährlich eine Bismarck-Gedenkfeier mit Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln. In zahlreichen Gaststätten der Umgebung findet man Bismarck-Sparvereine, in diesen Landkneipen werden auch Schönerer-Heimatabende abgehalten. Schönerers Wotan und Germanenglaube wird vor allem in den Schulen und in den studentischen Korportationen aufgenommen. Man wallfahrtet in einem Wotan-Eichhain nach Wetzeldorf. Schönerer gelingen starke Einbrüche vor allem bei den Freiberuflern und in der Lehrerschaft. Aber auch bei den Bauern in Niederösterreich. Schönerer fordert das täglich öffentliche Bekenntnis zur Mutter Germania durch den Gruß "Heil!" "Der geeignetste Gruß zwischen Deutschnationalen besteht in dem Grußwort Heil!", verkündet Schönerer vor seinen Anhängern. In hunderten Pennalen geht Schönerers Saat auf und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Bismarcks 80. Geburtstag. Kommerse, Aufzüge, ekstatische Huldigungen, Gebete für Bismarck. Nach dem Tode des "Erlösers" telegraphieren die deutschnationalen Studentenschaften an Herbert v. Bismarck "Seine Siege haben uns erst zu stolzen Söhnen der Mutter Germania gemacht." Bismarcks Grab wird zum Wallfahrtsort der österreichischen Burschenschaften. Stefan Zweig und Siegmund Freud erleben erschreckt die Einführung des Holzkommerses gegen jüdische Studenten an der Wiener Universität.

Karl Lueger (1844-1910) Bürgermeister von Wien und Mitbegründer der Christlichsozialen Partei (Vorläuferpartei der heutigen ÖVP), war ein gnadenloser Antisemit. Er wandte sich in aggressiven Reden gegen die "jüdische Plutokratie". Lueger bedient sich des Antisemitismus um die Bürgermeisterwahlen zu gewinnen. Lueger gehörte der 1905 von Franz von Liebenfels (1874-1954) in Wien gegründeten "Guido-von-List-Gesellschaft" an, einem Zentrum des rassischen Antisemitismus einem Ableger der "Thule-Gesellschaft". Die Deutsche Arbeiter-Partei (DAP) war ein Ableger der Thule-Gesellschaft. Die DAP wurde am 5. Januar 1919 von Anton Drexler, einem Werkzeugschlosser, und Karl Harrer, einem Sportjournalisten, gegründet. In einer Broschüre verwendete Drexler bereits 1919 den Begriff "National-Sozialismus". Karl Harrer war Mitglied der Münchner "Thule-Gesellschaft". Aus der "Thule-Gesellschaft" rekrutierten sich auch einflussreiche Machthaber des Nazi-Regimes: Wilhelm Frick (ab 1939 Mitglied des sechsköpfigen Kriegskabinetts), Rudolf Hess (Stellvertreter des Führers), Julius Streicher (Herausgeber "Der Stürmer"), Alfred Rosenberg (NSDAP-Parteiideologe, ab 1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete), Hans Frank (ab 1939 Generalgouverneur von Polen). Der Österreicher Guido von List (1865-1919) war der Erste, der die völkische Ideologie mit dem Okkultismus verband. Als Feind des Deutschtums sah er ganz eindeutig die internationale jüdische Verschwörung. Er sprach auch bereits von einem rassistischen Staat und sah in einem durch die Arier selbstgewählten "Führer" die neue Herrschergestalt. Als Symbol eines neuen rassereinen Reichs empfahl er die doppelte Sieg-Rune SS. 1905 veröffentlichte Liebenfels sein Buch "Die Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron", indem er die Rasse-Reinheit propagierte: "Die niedrigen Rassen sollen sterilisiert werden, die arische Rasse der Gottmenschen solle sich durch strenge Unterordnung der Frau unter den arischen Mann vermehren. Unverheiratete Brutmütter sollen in Zuchtklöster von blonden, blauäugigen, arischen Ehehelfern begattet werden, um Neuarier zu gebären." Die Nationalsozialisten verwirklichten diese Idee der Rasse-Reinheit im Projekt "Lebensborn". Luegers Antisemitismus war durch Liebenfels stark geprägt, wie sich aus den reden Luegers erkennen lässt. Heute ehrt die Stadt Wien ihn mit einem "Lueger-Platz" in der Innenstadt. Einer der führenden Köpfe der Christlichsozialen, der spätere Prälat Joseph Scheicher, ebenfalls durch Liebenfels beeindruckt, sieht 1900 in einer "Vision" das Wien von 1920 "judenfrei". Im Parlamentsclub der ÖVP hängt nach wie vor das Portrait Luegers, verehrt als Urvater der Österreichischen Volkspartei. Das erklärt ein wenig die geringen Berührungsängste von Wolfgang Schüssel mit der rechtsradikalen FPÖ. Steht er damit in einer gewohnten Tradition... 

Aber auch die Sozialdemokraten bedienten sich des Germaniaglauben und zeichneten sich durch Antisemitismus aus. Am 12. November 1918 führt der österreichische Staatskanzler Dr. Karl Renner, mit deutsch-völkischem Vokabular, sein Glaubensbekenntnis aus. "Aber gerade in dieser Stunde (...)soll unser deutsches Volk in allen Gauen(!) wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft!" Und schließt seine Rede vor dem versammelten Abgeordnetenhaus mit dem Ausruf: "Heil unser deutsches Volk und Heil Deutschösterreich." Das stenografische Parlamentsprotokoll hält fest: Stürmische, langanhaltende Heilrufe im Saal und auf den Galerien. 1938, nach dem "Anschluss", befasst sich Renner in einer Publikation deutschvölkischen Problemen: "Die Gründung der Republik Deutschösterreich, der Anschluss und die Sudetendeutschen - Dokumente eines Kampfes ums Recht." Am 8. Mai 1919 sagt Renner im Parlament "Es wird sich erweisen, früher oder später, dass das tausendjährige Band des Blutes stärker ist als der geschichtliche Eintrag." 

Der Österreicher Adolf Hitler. Vater und Mutter stammen aus dem Waldviertel, aus Geschlechtern, die sich zumindest seit dem 15. Jahrhundert im Umkreis um das Stift Zwettel, in vielfacher Inzucht fortgepflanzt haben. Hitler versucht nach dem "Anschluss" seine Wurzeln zu vernichten. Er lässt im Waldviertel vierzig Dörfer schleifen, die gesamte nähere Umgebung in der er aufgewachsen ist. Und errichtet dort den größten Truppenübungsplatz Europas, auf dem der Zweite Weltkrieg antrainiert wird. In Hitlers Schulzeit fallen die großen Demonstrationen gegen die "jüdische Überfremdung". Judenboykott in den österreichischen Schulen. Leopold Poetsch, Gemeinderat, Anwalt der Turnerbewegung, Obmann der Ortsgruppe "Südmark", führt Hitler zu den "Nibelungen", einer Pennäler-Verbindung, lehrt ihn Geschichte als Heils- und Unheilsgeschichte verstehen. Hitler wird ein glühender Verehrer von Schönerer. 1910 erlebt Hitler Wien als die Hauptstadt des Antisemitismus. In der Presse wird die Stadt als die Stadt der "Blutschande", der "Judenschaft" und von "Juden überfremdet" dargestellt. (Andreas Mölzer, Vordenker der FPÖ, ehemals Haiders Kulturreferent in Kärnten, benützte den Begriff "Überfremdung erstmals wieder in den späten 80er Jahren.)
 
1938 nach dem "Anschluss" kam es zu zahlreichen gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden. Der Gesamtwert von Grundbesitz, Betrieben, Wohnungen, Geschäftsräumen, Wertpapieren, Realitäten, Aktien und anderer Vermögen, das arisiert oder auch "nur" entjudet wurde, belief sich nach einer Schätzung der Kultusgemeinde in Wien auf ca. 3 Milliarden Reichsmark.

Nach 1945 wird der durch seine markigen deutschnationalen Volksreden bekannte Dr. Karl Renner, Österreichs erster Bundeskanzler. Zu den Aufgaben der ersten provisorischen Regierung gehörten auch Fragen der Entschädigung für arisiertes Vermögen.
Der sozialdemokratische Bundesminister für Inneres, Oskar Helmer, sagte in der 52. Ministeratssitzung vom 14. Januar 1947:
"...Aus Ungarn, Polen, Rumänien und der CSR werden die Juden ausgewiesen; hier in Österreich werden sie durchgeschleust und machen als Dank dafür Propaganda, dass in Österreich zuwenig gegen den Antisemitismus unternommen werde..."
In der 69. Ministerratssitzung, am 20 Mai 1947 meinte Helmer:
"Ich möchte hier auf die Einwanderung der Juden, die aus Rumänien nach Österreich kommen und langsam ganz Österreich überfluten, hinweisen ... Die Einwanderung hat einen solchen Umfang angenommen, dass zu befürchten ist, dass ganz Österreich von den Juden überflutet wird... Wir müssen dabei recht vorsichtig vorgehen, da sich ja zuletzt die ganze Stimmung der amerikanischen Presse gegen uns richten könnte. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als dass wir die Juden anständig behandeln und wir sie in Lager unterbringen."
Diese Zitate zeigen eine Geisteshaltung, die sich bis heute fortsetzt und besonders in den Köpfen der Freiheitlichen überlebt hat. Einzelne Termini finden sich auch in so manchen Reden von Jörg Haider wieder.

Die österreichische Regierung stand nach dem Dritten Reich vor dem Problem, wie sie die "ehemaligen" Nazis in Österreich wieder zu Stimmvolk für Wahlen machen konnten. Man vereinbarte mit den Alliierten, dass die etwa 450.000 "minder" belasteten NSDAP-Mitglieder wieder ihre bürgerlichen Rechte ausüben dürfen und das aktive als auch das passive Wahlrecht zurückerhielten. Der überwiegende Teil dieser Klientel versammelte sich in einer neuen Partei, einer Nachfolgepartei der NSDAP. Im März 1949 fand die Gründung des VdU des "Verbandes der Unabhängigen" statt. Die Gründerväter waren allesamt NSDAP-Mitglieder gewesen, zum Teil auch Mitglieder der Waffen-SS. Der VdU ist wiederum die Vorläuferpartei der heutigen FPÖ. Man änderte nur die Farbe: statt Braun ist nun Blau angesagt. Der Rassismusvirus der Nazis fand eine neue Heimat und konnte sich Dank der FPÖ kräftig erholen und epidemisch ausbreiten. Die ehemaligen Nazis wurden nicht bekämpf, sondern von den übrigen Parteien, einschließlich der Kommunisten, heftig umworben. Man vergab ihnen all ihre Sünden, denn jede Stimme zählte. 

Nur elf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, begannen die deutschnationalen Burschenschaften in Österreich sich neu zu organisieren. In einem Vortrag, den der "Altherr" Dr. Berka am ADC (Allgemeiner Delegierten Convent) in Villach 1956, hielt, bekennen sich die Burschenschaften neuerlich zur deutschvölkischen Ideologie, der sich Jörg Haiders "Albia" ebenfalls anschloss.
Die Entnazifizierung Österreichs wurde nie in dem Ausmaß durchgeführt, wie es für eine gesunde neue Demokratie notwendig gewesen wäre. Die Österreicher entschlossen sich lieber mit einer Lebenslüge zu leben: Hitler war ein Deutscher und Beethoven ein Österreicher. 

Thilo Sarrazin - der deutsche Jörg Haider

 Thilo Sarrazin

Jörg Haider war der Schwertträger der "Neuen Rechten“
Thilo Sarrazin – ist der Eisbrecher für die "Neuen Rechten"

Thilo Sarrazin orientiert sich an Jörg Haider dem Erfinder des modernen rechtsextremen und rassistischen Populismus. In Talkshows präsentierte Haider sich gerne als "liberaler Reformpolitiker", so wie Thilo Sarrazin heute auch, der nur das ausspricht, was "eh ein jeder denkt und weil`s die Wahrheit ist." Ein Chamäleon, das seine rechte Gesinnung verstecke, benannte die Grüne Kerstin Müller Jörg Haider mal im Bundestag. Eine Analyse die für Sarrazin heute ebenfalls zutrifft. Um zu begreifen, was mit einem politischen Aufstieg von Thilo Sarrazin auf Deutschland zukommen könnte, muss man sich heute nocheinmal fragen, wer war dieser Jörg Haider, wer bewegte sich in seinem Umfeld?

von Klaus Ch. Kufner


In Bad Goisern wuchs Georg (treudeutsch Jörg) Haider auf, im Salzkammergut, in der von den Nazis geplanten "Alpenfestung". Die Mutter eine frühere Bannmädelführerin, der Vater bis zu seinem Tod ein überzeugter Nazi - Robert Haider. Der hatte mit seinem NS-Sturmtrupp, der "Österreichischen Legion", zwischen dem 24. und 27. Juli 1934 mehrere Orte in Oberösterreich überfallen. In Kollerschlag wurde dabei der Gendameriebeamte Johann Hölzel erstochen. Per Haftbefehl wegen Hochverrat und Meuchelmord gesucht, kehrte der nach Bayern geflohene Robert Haider erst 1938 - nach Österreichs Anschluss an Nazi-Deutschland - zurück und wurde Gaujugendwalter von Oberdonau(Oberösterreich). 
Derart geprägt, schloss sich Sohn Georg schon als Gymnasiast deutschnationalen Vereinigungen wie der Burschenschaft Albia an. Die hatte 1963 ihre Jahrestagung in Bad Aussee demonstrativ für den 20. April ("Führergeburtstag") einberufen. Ein Fackelzug sollte stattfinden, die Häuser sollten beflaggt werden, Plakate wiesen Wochen zuvor auf das Ereignis hin - bis die Sicherheitsdirektion Graz den Aufmarsch untersagen ließ. 
Haider war Ehrenmitglied etlicher deutschnationaler Burschenschaften: der Olympia, der Teutonia, der Silvania. Zum 100. Stiftungsfest der Burschenschaft Rugia 1992 in Salzburg hielt Ehrenbursche Haider die Festrede "Freiheitliche Eliten für Österreichs Zukunft". 
In der Kunst der Rede hatte er sich schon früh geübt. 1966 beteiligte er sich am Redewettbewerb des Österreichischen Turnerbundes in Innsbruck - und gewann. Thema: "Sind wir Österreicher Deutsche?" Der Vortrag wurde in der mehrfach gerichtlich beschlagnahmten "Deutschen National-Zeitung" unter dem Titel: "Österreich bleibt deutsch" abgedruckt. 
Der damalige FPÖ-Obmann Friedrich Peter, Exoffizier der Waffen-SS, hatte Haider bereits 1966 bemerkt und in die FPÖ geholt. Ab 1968 Landesjugendführer der Freiheitlichen Jugend Oberösterreichs, war Haider 1970 bis 1974 Bundesobmann des Ringes Freiheitlicher Jugend. Nach dem Jurastudium in Wien arbeitete er als Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien, bis ihn der damalige FPÖ-Obmann Ferrari-Brunnenfeld als Landesparteisekretär nach Klagenfurt berief. Gleichzeitig wurde Haider Obmann des Kärntner Ringes Freiheitlicher Jugend (RFJ) und gründete in dieser Funktion eine "Nationale Arbeitsgemeinschaft", bei der auch Mitglieder der verbotenen "Aktion Neue Rechte" (ANR) mitarbeiteten. 
Seine wichtigsten Bezugspersonen blieben aber seine Bundesbrüder in diversen Burschenschaften und übte sich in der burschenschaftlichen Fechtkunst, der Mensur, an einer Strohpuppe mit der Aufschrift Simon Wiesenthal. Zum 77. Stiftungsfest seiner Urburschenschaft Albia 1985 war Jörg Haider als Festredner geladen. Doch war er gerade mit der propagandistischen Reinwaschung des SS-Massenmörders Reder beschäftigt und ließ seine Freunde in Bad Ischl wissen, er sei erkrankt. Also mussten die Herren mit einem Ersatzredner vorlieb nehmen: Helmut Golowitsch, Kaufmann aus Linz, Bundesschulungsreferent des "Österreichischen Pennälerringes" und Gründungsmitglied der NDP, war 1962 wegen Sprengstoffanschlägen in Italien inhaftiert und hatte 1979 in der Linzer Innenstatt ein "Holocaust-Sonderblatt" verteilt, indem er die Existenz von Gaskammern bestritt. Bevor Golowitsch ans Rednerpult schritt, hatte er in Begleitung von Funktionären der Burschenschaft und des FPÖ-Stadtparteiobmanns von Bad Ischl den Albia-Nachwuchs inspiziert. Erfreut hatte man festgestellt, dass es der Albia nach längerer Pause wieder gelungen war, am Ischler Gymnasium Fuß zu fassen. Beim Bundesgymnasium Bad Ischl hatte auch Jörg Haider sein Abitur gemacht. Im Herbst 1983 waren dort emsige neonazistische Umtriebe festgestellt worden. Professor Adolf S., später vom Dienst suspendiert, hatte den Schülern während des Mathematik- und Physikunterrichts zu verstehen gegeben, dass die Gaskammern "nachträglich von den Amerikanern eingebaut" worden wären. Übrigens habe Hitler "nur Verbrecher vergast". 
1986 erbete Haider von seinem Großonkel Wilhelm Webhofer das Bärental in Kärnten. Wert 120 bis 160 Millionen Schilling. Das machte Haider zum reichsten Politiker Österreichs und finanziell unabhängig. Wilhelm Webhofer war nach 1945 Mitglied der Nazifluchthilfeorganisation ODESSA und galt als Strohmann für versteckte Vermögen aus dem dritten reich. Das Bärental war bis 1941 im Besitz der italienischen Jüdin Mathilde Roifer gewesen. Im Rahmen der "Entjudung" und "Arisierung" war sie gezwungen worden, ihren Besitz für einen lächerlichen Betrag zu verkaufen. Käufer war der "Vollarier" Josef Webhofer, Vater von Haiders Großonkel. Nach dem Krieg versuchte Frau Roifer vergeblich, ihr Eigentum zurückzuerhalten, sie bekam lediglich eine Entschädigung in Höhe mehrerer Jahreserträge des Fruchtgewinns aus der Forstwirtschaft. Das Verfahren in Klagenfurt beendete der Richter mit der Begründung, dass der Waldbesitz von Frau Roifer nicht arisiert, sondern "nur" entjudet wurde. Und sie demnach keinen Rechtsanspruch auf die in Österreich geltenden Gesetze zur Entschädigung enteigneten Vermögens besitze. Diese "feine" semantische Unterscheidung des Richters möge man sich auf der Zunge zergehen lassen... 
In der Analyse des Haiderschen Werdegangs zeigt sich eine Kontinuität: die Nationalfreiheitlichen, die NSDAP und die FPÖ haben als gemeinsame ideologische Grundlage die "Volksgemeinschaft". In der FPÖ wird die "soziale Volksgemeinschaft" ausdrücklich als Ziel definiert. Das bekannte Verhaltensmuster Haiders: Er deckte neonazistische Bekenntnisse ab, hielt sich aber selbst mit Aussagen zurück, die seine Gesellschaftsfähigkeit gefährden hätten können. Gerne präsentierte er sich als Bildungsbürger, der mit dezenten Hinweisen auf eine vergangene Ideologie seine ultrarechte Botschaft gesellschaftsfähig hielt. 
So treffen sich alljährlich alte und neue Nazis, Nationalisten und Militaristen aus ganz Europa auf dem Ulrichsberg in Kärnten. Von diesem Bund der rechtsextremen schrieb die FPÖ-Zeitung "Kärntner Nachrichten": "In der Waffen-SS war das vereinigte Europa schon verwirklicht. Sie sind daher nicht die Letzten von gestern, sondern die Ersten von morgen." Dass Haider der "europäischen Begegnungsstätte" auf dem Ulrichsberg seinen Segen gab, ist klar. Es ist ihm sogar eine "ehrende Aufgabe", vor diesem Kreis zu sprechen, denn diese "Menschen mit einer idealistischen Lebenseinstellung, denen Heimat noch etwas bedeutet (...) ragen heute heraus wie ein wetterfester Fels im Meer des geist- und geschichtslosen Flugsandes. Die Weltkriegsteilnehmer, Wehrmacht und Waffen-SS, haben für Frieden und Freiheit gekämpft und somit zum Aufbau der heutigen demokratischen Gesellschaft beigetragen." 
Immer wieder wehrte sich Haider gegen Antisemitismus-Vorwürfe gegen seine Partei. Der Konflikt um den Kärntner FPÖ - Bürgermeisterkandiaten Peter Müller zeigte jedoch, dass der Antisemitismus latent wabert. Müller war 1988 im österreichischen Wirtschaftsmagazin "trend" mit dem Spruch zitiert worden: "Dem Simon Wiesenthal hab' ich gesagt: Wir bauen schon wieder Öfen, aber nicht für Sie, Herr Wiesenthal - Sie haben in Jörgl seiner Pfeife Platz!" 
"Nicht einmal ignorieren" wollte Haider die aufbrechende "künstliche Erregung", wie er die Kritik wegzuwischen versuchte. Es handele sich um eine von den Medien betriebene "Menschenjagd". Daher gelte: "Wenn einer glaubwürdig macht, dass er das nicht gedacht hat, muss man ihn schützen." Dennoch legte Müller wenig später seine politischen Funktionen nieder. Und sein Fall war nicht der einzige. 

16. Oktober 1988: Die FPÖ zieht erstmals in den niederösterreichischen Landtag ein und hat einen Sitz im Bundesrat. Dafür wird Helmuth Weiss (46) ausersehen. Er hatte in einem Leserbrief an die Zeitschrift der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS "Kameradschaft IV" den Widerständler Admiral Canaris als "einen der größten Verräter Deutschlands" bezeichnet. Und weiter: "Wenn der Soldateneid nicht zum Lippenbekenntnis werden soll, dann darf er auch niemals und nicht im geringsten in Frage gestellt werden." Im Herbst 1989 sollte Weiss in den Nationalrat einziehen. Das Echo auf seine Äußerungen verhinderte das, Weiss trat auch als Bundesrat zurück. 

Jahreswende 1988/89: Das von der Kärntner FPÖ herausgegebene "Grenzland-Jahrbuch" sorgte für Aufsehen. Text über den März '38: "Wo gestern Hass und Entzweiung gewesen war, war heute Größe und Sieg... Wieso alles anders geworden war, woher es kam, darauf gab es nur eine Antwort, Adolf Hitler, der Führer." 

9. November 1989: Raimund Wimmer, Mitglied des FPÖ-Bundesvorstands und FPÖ-Obmann von Linz-Land, erklärt im ORF: "50 000 Juden anzusiedeln, wie ich das vom Zilk gehört habe, das ist unmöglich. Der kennt die Juden nicht. Ich war im Krieg überall. Ich hab' sie kennengelernt. Die würden sich wundern, wenn die Peikelsjuden würden herumrennen in Wien." Wiens Bürgermeister Helmut Zilk hatte sich für eine Integration von Juden aus der UdSSR ausgesprochen. Peinlich war für Haider, dass er selbst Wimmer überschwänglich als so etwas wie den "Vater der politischen Erneuerung dieser FPÖ seit 1986" bezeichnet hatte. 

24. Novemeber 1989: Die FPÖ-Landesparteileitung Burgenland ortete in einem Resolutionsantrag eine "bedrohliche Zunahme von Scheinasylanten, Kriminellen usw.", die die "Grundlagen unserer Identität und Kultur untergraben". Gefordert werden "entschlossene Maßnahmen", um "unser Volkstum, unsere Kultur und unsere Eigenart zu bewahren". 

21. Januar 1990: FPÖ-Landesobmann Wolfgang Rauter attackierte im Pressedienst seiner Partei einen politischen Kontrahenten von der ÖVP: "Solche Leute wie Kiss hätten in der Nazi-Zeit als Volksschädlinge sicherlich nicht politische Karriere machen können." 

Dass Haider keinerlei Berührungsängste gegenüber Ewiggestrigen hatte, zeigte er bereits 1980: Gemeinsam mit dem NDP-Führer Norbert Burger trat Haider bei einer Feier des freiheitlichen Akademikerverbandes Kärnten-Osttirol auf. Zum Abschluss der Festivität sangen die Teilnehmer händchenhaltend das Treuelied der SS "Wenn alle untreu werden". 

Haider wurde in Österreich zum Flugzeugträger der Neuen Rechten in Europa. Die von Jörg Haider geformte FPÖ und auch seine neu gegründete Partei BZÖ, verfügt nach wie vor über staatliche Machtinstrumente wie Justiz, Polizei, Geheimdienste und Militär. Die Koalition mit Schüssels ÖVP ließ reihenweise Rechtsradikale in allerlei Amtsstuben krabbeln, wo sie heute noch sitzen. Eine Partei wie die FPÖ und das BZÖ, die in ihren Grundsatzprogrammen die Österreicher deutscher Zunge als Angehörige der deutschen "Volks- und Kulturgemeinschaft" erkennt, ist natürlich das ideale Umfeld für Thilo Sarrazin. Schon 1966 hatte sich Haider in der "National- und Soldaten-Zeitung" (29.Juli 1966) vernehmen lassen: "Wir haben (...) in den Deutschen Österreichs das Bewusstsein wach zu halten, ein Teil des deutschen Volkes (...) zu sein." Und 20 Jahre später in der "Aula", dem freiheitlichen Akademikermagazin (Heft 6/87): "Wir wollen eine nationale Politik und in diesem Sinne eine nationale Partei", weil "die bei weitem überwiegende Mehrheit in Österreich der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft" angehört. Drei Jahre vorher ("Aula" 10/84) nannte er als "klare Verpflichtung", dass die "nationalen Wähler von mir entsprechend vertreten werden.

Aber in der öffentlichen Diskussion sollte es nicht darum gehen, ob Haider ein "Nazi" war oder nicht. Schon 1989 sagte Altkanzler Bruno Kreisky: "Haider ist ein lebensgefährlicher Nazi" - und wurde für diese Bemerkung wegen übler Nachrede strafrechtlich verurteilt. Dass Haider mit seinem Vokabular entsprechende Assoziationen bewirkte und mit gezielten Andeutungen Ressentiments weckte, ist heute wohl unbestritten. Er gefiel sich in Hinweisen, etwa mit dem Bild seines Amtsvorgängers Landeshauptmann Ferdinand Kernmaier, das er in seinem Landeshauptmannbüro aufhängte. Kernmaier, 1934 unter Dollfuß abgesetzt, wurde 1938 in der ersten nationalsozialistischen Landesregierung Kärntens zum Landesrat für Agrarwesen. Vorhalten, dass "ein alter Nazi als Schutzengel im Vorhof der Macht fungiert", entgegnet Haider mit dem üblichen Seitensprung: Das Bild sei ihm geschenkt worden; er schäme sich nicht seines Vorgängers. Kein Wort der Distanzierung - keines auch der Identifikation. 


In der Schwebe lassen, zur Interpretation einladen - ist das Motto. Wer sehen kann, findet eine integrierende Symbolsprache vor; wer nicht Insider ist, findet das Bild belanglos. Und genau da liegt der Punkt: Sarrazin sagt heute nicht mehr Volksschädling, sondern ersetzt es durch das Wort Nestbeschmutzer oder Staatsverräter. Er sagt auch nicht mehr völkisch, sondern ethnisch. Nur wer die Zusammenhänge kennt und die historischen Querbezüge herstellen kann, erfasst das Unterschwellige, Sarrazins moderne Nazisprache. Die jedoch auch konsequente Politik werden könnte..



Samstag, 24. September 2011

Marketingstrategie Antisemitismus

NAHOSTKONFLIKT – MARKETINGSTRATEGIE ANTISEMITISMUS

oder

Wer den Himmel auf Erden sucht, hat in Geografie nicht aufgepasst

Von Klaus Ch. Kufner

Als 14-jähriger Bub hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Zusammen mit meinem Bruder und meiner Mutter war ich in den tiroler Alpen während der christlichen Weihnachtsferien Skilaufen. Untergebracht waren wir auf einem Bauernhof, wo wir auch mit den Bauersleuten jeden Tag gemeinsam frühstückten. Wie jeden Morgen saß, auch der vierjährige Sohn der Bauersleute auf dem Schoß der Mutter. Doch an diesem Tag deutete der Bub auf das Kruzifix in der Frühstücksstube und fragte: "Wer ist das?" 
"Das liebe Christkind, das Dir immer die schönen Sachen zu Weihnachten bringt", antwortete die Bäuerin. 
Der Bub sah gebannt auf das Kruzifix und eine Weile sprach keiner von uns ein Wort. 
"Und warum hängt es da so komisch?", fragte der Bub weiter. 
"Weil es die bösen Juden angenagelt haben und daran ist es gestorben", gab die Bäuerin zur Antwort. 
Abgesehen davon, daß die Darstellung der Bäuerin historisch falsch ist, es waren die Römer, allenfalls kann man eine bestimmte Gruppe des jüdischen Volks der Kollaboration mit den Römern beschuldigen, aber genau so verteilt man die Saat des Antisemitismus. Was uns natürlich auch die Antwort auf die ewige Fragerei gibt: "Wann begann der Antisemitismus?" Mit dem Christentum. (Bitte nicht zu verwechseln mit dem Antijudaismus in der Antike! Sind doch auch die Araber Semiten, gleichwohl es auch falsch ist von einem Bruderkrieg zu reden.)


Die Germanen – teutschesten Doitsche

Gleich vorweg, ich sage Germanen, um die Österreicher und Deutschen mit nur einem Wort zu benennen. Denn die Österreicher haben einen genialen Trick der Selbsttäuschung erfunden den sie erfolgreich in deren weltweiter Fremdenverkehrswerbung umgesetzt haben: sie erklärten Hitler zu einem Deutschen und Beethoven zu einem Österreicher. Simpel aber wirkungsvoll. Tu felix austria ist eben das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. Aber ich möchte mit dem Ausdruck "Germanen" auch kein politisches Mißverständnis aufkommen lassen: ich werde dieses Vokabel weiterhin benutzen, wahrscheinlich sehr lange noch, solange eben, bis die Medien, im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt und deren Berichterstattung, aufgehört haben von den "Juden" oder gar vom "Judenstaat" zu reden. Und ich werde solange von den "Germanen" sprechen, solange ich in diesem Staat, als Jude, nach wie vor Angst haben muß, wenn ich Freitags die Synagoge betreten will. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange jüdische Kinder, so wie meine Kinder vor gar nicht so langer Zeit, in eine jüdische Schule gehen, die von drei Meter hohen Mauern umgeben ist, auf deren oberer Rand Glassplitter und Stacheldraht sind, zudem videoüberwacht und mit Security-Guards beschützt. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange jüdische Kinder erst dann durch das Schultor gehen, wenn zuvor die Polizei sämtliche Autos in ihrer Schulstraße mit Spiegeln untersucht haben, aufdass ja keine Bombe darunter versteckt ist. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange in diesem Staat Parteien (NPD) und rechtsradikale Organisation legal sind, ja sogar von öffentlichen Mitteln - auch von Steuermitteln jüdischer Mitbürger!- subventioniert werden, die völlig sanktionslos den Holocaust verharmlosen dürfen, oder gar juristisch geschickt verleugnen. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange Neonazis durch das symbolträchtige Brandenburger Tor marschieren dürfen. 
Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange sich die "Germanen" die Mär vom gottesmörderischen Volk der Juden erzählen. 

Die doitschen LINKEN drehen sich immer wieder im Kreis

Frei nach dem Motto: die Welt ist rund, wenn man lang genug nach links geht, kommt man rechts wieder raus. Ich sehe in der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern – zumindest partiell - in der Tat eine dem Völkerrecht widersprechende Haltung, als auch Verletzung. Um aber das Nahost-Problem wirklich zu verstehen, in seiner Tiefe zu begreifen, muß man imstande sein, zumindest die historischen Fakten richtig darzustellen und vor allem nicht unter den Tisch fallen zu lassen.
Die Gründung des Staates Israel, zumindest in dieser Form, war eine direkte Folge des von den Germanen (eben Deutschen & Österreichern) begangenen Holocaust. Ohne diesem geschichtsmächtigen Ereignis, hätte es möglicherweise gar kein Israel gegeben; jedenfalls nicht in dieser Form, in dieser Geschwindigkeit, an dem Ort und ohne die Hegemonie auszulassen. Israel ist das Ergebnis eines wahnsinnigen, nicht zu beschreibenden Albtraumes, eines Schocks und einer anhaltenden panischen Angst des jüdischen Volkes. Damit tragen die "Germanen" eine direkte Verantwortung dafür, daß es den Nahost-Konflikt überhaupt gibt, wie er sich uns heute präsentiert.

Antisemitischer Nahostkonflikt

Die Erblast von uns Juden in der  2. und 3. Generation nach dem Holocaust, besteht nicht nur darin die weitervererbten Traumata der Shoa aufzuarbeiten, sondern auch den Nahost-Konflikt dem Frieden zuzuführen. Es ist ein Unterschied, sich als Germane zum Nahostkonflikt eine Meinung zu bilden, diese auch kundzutun, oder parteilich zu sein. Ich empfinde es als dreist, daß die Erben der Täter, deren Erblast an Schuld noch immer nicht abgetragen ist, sich schon wieder - Deutsche! - anmaßen, Juden zu geißeln, für einen historischen Vorgang den sie selbst mitverursacht haben (denn man erbt eben nicht nur das Gute und Schöne von seinen Ahnen) und bis heute keine Mitverantwortung für den Nahost-Konflikt sowie den Nachwirkungen des Holocaust übernehmen wollen. Allen voran die sogenannte "antifaschistische“ Linke! Deren sogenanntes antirassistisches Geschrei ist die gleiche Schizophrenie wie bei jenen Tierschützern die sich jeden Tag ein Tier aufs Brot streichen, aber sich fürchterlich aufregen wenn ein Hund im Fernsehen getreten wird.

Kindersoldaten & Medienjunkies

Es ist ein Irrtum, wenn die Medien berichteten, daß die Intifada ein Aufstand war. Die Auseinandersetzung hatte bereits militärischen Charakter, ja man konnte eigentlich von einem nicht erklärten Krieg sprechen. Wir alle kennen die Bilder der getöteten palästinensischen Kinder. Wir kennen aber auch die Bilder der 12, 14, 16-jährigen palästinensischen Kinder, bewaffnet nicht nur mit der Steinschleuder (die sehr wohl töten kann), sondern mit der Kalaschnikow in der Hand, die Handgranate am Hosenbund baumelnd, die israelische Fahne verbrennend und "Tod Israel" in die Kameras von ARD, ZDF, CNN brüllen. Es ist perfide, diese Kinder mit der Handgranate, oder mit dem Molotow-Cocktail auf israelische Soldaten zu hetzen, um sie zu töten und sie damit zu Kindersoldaten zu machen. Es ist ein gemeiner Marketingtrick, diese Kinder zum Sterben zu schicken, um den durchschnittlichen TV-Konsumenten die message, via Bildersprache, von den Kinder mordenden Juden zu vermitteln.
Und es ist alles schon einmal da gewesen, als sich die Germanen die Mär von den Kinder schlachtenden Juden beim Pesach-Fest erzählten, um ihre Progrome zu legitimieren.

Antisemitische Gutmenschen

Als deutscher Gutmensch werden Kindersoldaten sonst wo auf der Welt, als Verletzung des Kriegsrecht geahndet, es sei denn es sind palästinensische Kinder; ja, dann freilich sind sie Freiheitskämpfer und Märtyrer. Es würde keiner israelischen Mutter einfallen, ihr Kind vollbepackt mit Sprengstoff in eine Pizzeria oder Diskothek zu schicken, um sich und zahlreiche andere Jugendliche auf das hinterhältigste umzubringen. Wie auch das Verbrennen einer Fahne immer die symbolische Vorwegnahme der Vernichtung des gegnerischen Volkes ist. Das Verbrennen einer Fahne ist immer der angedachte Genozid. Das Verbrennen einer israelischen Fahne wirkt da doppelt, steigt in jedem Juden die Assoziation zum Holocaust hoch. Sich des Antisemitismus zu bedienen, um eine durchaus gerechte Sache durchzusetzen, das macht es auch der jüdischen Friedensbewegung unmöglich den Palästinensern in ihren durchaus berechtigten Forderungen beizustehen. Und, die Rolle der Palästinenser während des Dritten Reichs, ihre Kollaboration mit den Nazis, als es galt gemeinsam gegen die Engländer zu Felde zu ziehen, auch ein Element der Problematik im Nahost-Konflikt, wird total unterschlagen. 
Es wäre nun höchst an der Zeit, daß die "germanischen" Medien und vor allem die sogenannte deutsche antifaschistische Linke, sich neu positioniert, endlich die historischen Tatsachen akzeptiert, lernt Mitverantwortung zu übernehmen und aufhört parteilich zu sein.
Die Parteinahme für den Frieden ist allerdings legitim.

Sonntag, 29. Mai 2011

Journalistisches Tagebuch

Dies ist ein journalististisches Tagebuch von Klaus Ch. Kufner. Hier werden Texte publiziert, die in der Printausgabe von MV-TIMES (www.mv-times.de) keinen Platz mehr fanden und neue Texte. Denn MV-TIMES ist nun widerruflich eingestellt.

Warum?
Die Antwort ist einfach: ich hatte und bekam keine finanziellen Mittel mehr um MV-TIMES als Printausgabe zu publizieren zu können, denn mein Hauptsponsor, jener Sponsor der nahezu immer und zur Gänze die Druckkosten, was ja der teuerste Anteil an der Produktion von MV-TIMES war, übernommen hatte, musste über Nacht Insolvenz anmelden und war von einem Tag auf den anderen zahlungsunfähig. Daher sitze ich auch noch auf einer unbezahlten Rechnung der Druckerei und muss mich erst mal neu sortieren.
Pressefreiheit kostet eben was.

Aber mein Beruf ist in der Tat Berufung und daher publiziere ich eben nun via Blog,


Schönste Grüße derweil,

Klaus Ch. Kufner