Samstag, 24. September 2011

Marketingstrategie Antisemitismus

NAHOSTKONFLIKT – MARKETINGSTRATEGIE ANTISEMITISMUS

oder

Wer den Himmel auf Erden sucht, hat in Geografie nicht aufgepasst

Von Klaus Ch. Kufner

Als 14-jähriger Bub hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Zusammen mit meinem Bruder und meiner Mutter war ich in den tiroler Alpen während der christlichen Weihnachtsferien Skilaufen. Untergebracht waren wir auf einem Bauernhof, wo wir auch mit den Bauersleuten jeden Tag gemeinsam frühstückten. Wie jeden Morgen saß, auch der vierjährige Sohn der Bauersleute auf dem Schoß der Mutter. Doch an diesem Tag deutete der Bub auf das Kruzifix in der Frühstücksstube und fragte: "Wer ist das?" 
"Das liebe Christkind, das Dir immer die schönen Sachen zu Weihnachten bringt", antwortete die Bäuerin. 
Der Bub sah gebannt auf das Kruzifix und eine Weile sprach keiner von uns ein Wort. 
"Und warum hängt es da so komisch?", fragte der Bub weiter. 
"Weil es die bösen Juden angenagelt haben und daran ist es gestorben", gab die Bäuerin zur Antwort. 
Abgesehen davon, daß die Darstellung der Bäuerin historisch falsch ist, es waren die Römer, allenfalls kann man eine bestimmte Gruppe des jüdischen Volks der Kollaboration mit den Römern beschuldigen, aber genau so verteilt man die Saat des Antisemitismus. Was uns natürlich auch die Antwort auf die ewige Fragerei gibt: "Wann begann der Antisemitismus?" Mit dem Christentum. (Bitte nicht zu verwechseln mit dem Antijudaismus in der Antike! Sind doch auch die Araber Semiten, gleichwohl es auch falsch ist von einem Bruderkrieg zu reden.)


Die Germanen – teutschesten Doitsche

Gleich vorweg, ich sage Germanen, um die Österreicher und Deutschen mit nur einem Wort zu benennen. Denn die Österreicher haben einen genialen Trick der Selbsttäuschung erfunden den sie erfolgreich in deren weltweiter Fremdenverkehrswerbung umgesetzt haben: sie erklärten Hitler zu einem Deutschen und Beethoven zu einem Österreicher. Simpel aber wirkungsvoll. Tu felix austria ist eben das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. Aber ich möchte mit dem Ausdruck "Germanen" auch kein politisches Mißverständnis aufkommen lassen: ich werde dieses Vokabel weiterhin benutzen, wahrscheinlich sehr lange noch, solange eben, bis die Medien, im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt und deren Berichterstattung, aufgehört haben von den "Juden" oder gar vom "Judenstaat" zu reden. Und ich werde solange von den "Germanen" sprechen, solange ich in diesem Staat, als Jude, nach wie vor Angst haben muß, wenn ich Freitags die Synagoge betreten will. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange jüdische Kinder, so wie meine Kinder vor gar nicht so langer Zeit, in eine jüdische Schule gehen, die von drei Meter hohen Mauern umgeben ist, auf deren oberer Rand Glassplitter und Stacheldraht sind, zudem videoüberwacht und mit Security-Guards beschützt. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange jüdische Kinder erst dann durch das Schultor gehen, wenn zuvor die Polizei sämtliche Autos in ihrer Schulstraße mit Spiegeln untersucht haben, aufdass ja keine Bombe darunter versteckt ist. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange in diesem Staat Parteien (NPD) und rechtsradikale Organisation legal sind, ja sogar von öffentlichen Mitteln - auch von Steuermitteln jüdischer Mitbürger!- subventioniert werden, die völlig sanktionslos den Holocaust verharmlosen dürfen, oder gar juristisch geschickt verleugnen. Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange Neonazis durch das symbolträchtige Brandenburger Tor marschieren dürfen. 
Ich werde solange von den "Germanen" reden, solange sich die "Germanen" die Mär vom gottesmörderischen Volk der Juden erzählen. 

Die doitschen LINKEN drehen sich immer wieder im Kreis

Frei nach dem Motto: die Welt ist rund, wenn man lang genug nach links geht, kommt man rechts wieder raus. Ich sehe in der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern – zumindest partiell - in der Tat eine dem Völkerrecht widersprechende Haltung, als auch Verletzung. Um aber das Nahost-Problem wirklich zu verstehen, in seiner Tiefe zu begreifen, muß man imstande sein, zumindest die historischen Fakten richtig darzustellen und vor allem nicht unter den Tisch fallen zu lassen.
Die Gründung des Staates Israel, zumindest in dieser Form, war eine direkte Folge des von den Germanen (eben Deutschen & Österreichern) begangenen Holocaust. Ohne diesem geschichtsmächtigen Ereignis, hätte es möglicherweise gar kein Israel gegeben; jedenfalls nicht in dieser Form, in dieser Geschwindigkeit, an dem Ort und ohne die Hegemonie auszulassen. Israel ist das Ergebnis eines wahnsinnigen, nicht zu beschreibenden Albtraumes, eines Schocks und einer anhaltenden panischen Angst des jüdischen Volkes. Damit tragen die "Germanen" eine direkte Verantwortung dafür, daß es den Nahost-Konflikt überhaupt gibt, wie er sich uns heute präsentiert.

Antisemitischer Nahostkonflikt

Die Erblast von uns Juden in der  2. und 3. Generation nach dem Holocaust, besteht nicht nur darin die weitervererbten Traumata der Shoa aufzuarbeiten, sondern auch den Nahost-Konflikt dem Frieden zuzuführen. Es ist ein Unterschied, sich als Germane zum Nahostkonflikt eine Meinung zu bilden, diese auch kundzutun, oder parteilich zu sein. Ich empfinde es als dreist, daß die Erben der Täter, deren Erblast an Schuld noch immer nicht abgetragen ist, sich schon wieder - Deutsche! - anmaßen, Juden zu geißeln, für einen historischen Vorgang den sie selbst mitverursacht haben (denn man erbt eben nicht nur das Gute und Schöne von seinen Ahnen) und bis heute keine Mitverantwortung für den Nahost-Konflikt sowie den Nachwirkungen des Holocaust übernehmen wollen. Allen voran die sogenannte "antifaschistische“ Linke! Deren sogenanntes antirassistisches Geschrei ist die gleiche Schizophrenie wie bei jenen Tierschützern die sich jeden Tag ein Tier aufs Brot streichen, aber sich fürchterlich aufregen wenn ein Hund im Fernsehen getreten wird.

Kindersoldaten & Medienjunkies

Es ist ein Irrtum, wenn die Medien berichteten, daß die Intifada ein Aufstand war. Die Auseinandersetzung hatte bereits militärischen Charakter, ja man konnte eigentlich von einem nicht erklärten Krieg sprechen. Wir alle kennen die Bilder der getöteten palästinensischen Kinder. Wir kennen aber auch die Bilder der 12, 14, 16-jährigen palästinensischen Kinder, bewaffnet nicht nur mit der Steinschleuder (die sehr wohl töten kann), sondern mit der Kalaschnikow in der Hand, die Handgranate am Hosenbund baumelnd, die israelische Fahne verbrennend und "Tod Israel" in die Kameras von ARD, ZDF, CNN brüllen. Es ist perfide, diese Kinder mit der Handgranate, oder mit dem Molotow-Cocktail auf israelische Soldaten zu hetzen, um sie zu töten und sie damit zu Kindersoldaten zu machen. Es ist ein gemeiner Marketingtrick, diese Kinder zum Sterben zu schicken, um den durchschnittlichen TV-Konsumenten die message, via Bildersprache, von den Kinder mordenden Juden zu vermitteln.
Und es ist alles schon einmal da gewesen, als sich die Germanen die Mär von den Kinder schlachtenden Juden beim Pesach-Fest erzählten, um ihre Progrome zu legitimieren.

Antisemitische Gutmenschen

Als deutscher Gutmensch werden Kindersoldaten sonst wo auf der Welt, als Verletzung des Kriegsrecht geahndet, es sei denn es sind palästinensische Kinder; ja, dann freilich sind sie Freiheitskämpfer und Märtyrer. Es würde keiner israelischen Mutter einfallen, ihr Kind vollbepackt mit Sprengstoff in eine Pizzeria oder Diskothek zu schicken, um sich und zahlreiche andere Jugendliche auf das hinterhältigste umzubringen. Wie auch das Verbrennen einer Fahne immer die symbolische Vorwegnahme der Vernichtung des gegnerischen Volkes ist. Das Verbrennen einer Fahne ist immer der angedachte Genozid. Das Verbrennen einer israelischen Fahne wirkt da doppelt, steigt in jedem Juden die Assoziation zum Holocaust hoch. Sich des Antisemitismus zu bedienen, um eine durchaus gerechte Sache durchzusetzen, das macht es auch der jüdischen Friedensbewegung unmöglich den Palästinensern in ihren durchaus berechtigten Forderungen beizustehen. Und, die Rolle der Palästinenser während des Dritten Reichs, ihre Kollaboration mit den Nazis, als es galt gemeinsam gegen die Engländer zu Felde zu ziehen, auch ein Element der Problematik im Nahost-Konflikt, wird total unterschlagen. 
Es wäre nun höchst an der Zeit, daß die "germanischen" Medien und vor allem die sogenannte deutsche antifaschistische Linke, sich neu positioniert, endlich die historischen Tatsachen akzeptiert, lernt Mitverantwortung zu übernehmen und aufhört parteilich zu sein.
Die Parteinahme für den Frieden ist allerdings legitim.

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