Sonntag, 25. September 2011

Der Nahostkonflikt beginnt in Österreich

DENN HITLER IST EIN ÖSTERREICHER


Schon der große Historiker Friedrich Heer formulierte: "Kann man aus der Geschichte lernen? Man könnte. Wenn man die Geschichte kennt. Was aber in Österreich nicht der Fall ist. Der Geschichtsunterricht ist nicht nur ein Politikum im engeren Sinne, er ist eine Gefährdung des Mündigwerdens des Österreichers, er ist eine Gefährdung der Demokratie.
von Klaus Ch. Kufner 
Der Österreicher ist, was seine Geschichte betrifft, ein gelernter Drückeberger. Was verständlich ist, denn die österreichische Historie ist in der Tat eine schmerzhafte, besonders in der Konfrontation mit der jüngeren Vergangenheit. Der gelernte Alpenländler hat tief in seinem Selbstbewusstsein verankert, dass Hitler eigentlich ein Deutscher war und Beethoven ein wahrer Österreicher. Ist doch alles nur eine Frage der Interpretation und Perspektive. Oder auch ganz anders: weglassen, unterschlagen, "zurechtbiegen" der historischen Wahrheiten und vor allem - lügen. Haider führte uns vor wies geht. Auch der Bundeskanzler Wolfgang Schüssel konnte es ganz gut - das sich durchmogeln durch die österreichische Geschichte. "Österreich war das erste Opfer Hitler-Deutschlands", sagt er regelmäßig. "Ja, das Land, aber nicht die Leut`", bemerkte einmal Simon Wiesenthal in einem Interview 1995, das ich mit ihm führte.

Rot-Weiß-Rot, ein antisemitisches Banner? Es ist eine Legende, dass die österreichische Flagge seine Herkunft dem blutgetränkten Waffenrock des Herzogs Leopold V. bei der Erstürmung von Akkon in Palästina am 12. Juli 1190 verdankt. Noch heute erzählt man den Kindern in den österreichischen Volksschulen, im Unterrichtsfach Heimatkunde, dass der Waffenrock Herzogs Leopold V. dermaßen blutdurchtränkt gewesen sei, dass nur ein weißer Streifen übrigblieb, als er am Abend seinen Gürtel abnahm. Soviel zur legendenhaften Darstellung der Entstehung des rot-weiß-roten Binnenschilds.
Nicht Legende hingegen ist, und was man den Schülern in der Alpenrepublik nicht erzählt, dass Herzog V. am 12. Juli 1190, im Rahmen seines Kreuzzuges zur Verteidigung des christlichen Abendlandes, eine antisemitische Massenschlächterei beging. Die Juden, - wer denn sonst? - waren/sind ja die gefährlichste und hinterhältigste Bedrohung der abendländischen Hochkultur. Die österreichische Fahne demnach auch - und ein antisemitisches Banner.

100 Jahre später, um 1204, ist erstmalig in Wien eine jüdische Schule nachweisbar. Der letzte Babenbergerherzog, Friedrich II., verleiht am 1. Juli 1244 in Wien ein neues, erweitertes Stadtrecht und gibt den Juden einen Schutzbrief, der für Ungarn, Böhmen und in mehreren deutschen Ländern vorbildlich wirkt. 1267, während der Regentschaft von Ottokar v. Böhmen findet ein Provinzialkonzilstatt, dessen Vorsitz ein päpstlicher Legat führt. Die Reform der Kirche in Österreich steht auf dem Programm. Denn Rom ist besorgt über das "Einströmen von Ketzern". Gemeint sind damit die jüdischen Einwanderer. Die Juden werden gebranntmarkt: sie sollen einen gehörnten Hut tragen und möglichst von den Christen separiert werden. Und es beginnt eine Kontinuität, die bis in das Heute führt: 

1303: Ausschreitungen gegen Juden in Wien.
 
1338: Einführung einer Judenordnung.
 
1348/49: Im Sog der Pestangst, die ganz Europa verseucht, kommt es auch in den österreichischen Provinzen zu Ausschreitungen gegen Juden; besonders betroffen sind die Gegenden von Krems, Stein und Mautern.(Heute noch Hochburgen rechter Gesinnung.) 

23 Mai 1420: Harte Judenverfolgung durch Herzog Albrecht V. Gefangennahme der Juden und Vermögensentzug.
 
1551: Verordnung Kaiser Karls V.: Gelber Tuchlappen, also ein "gelber Fleck" (sic! gelber Stern!) müssen die Juden zu ihrer Kennzeichnung tragen.
 
1574: Judenausweisung in Wien auf Betreiben der Stände.
 
1624: Ausweisung der Juden aus Wien in die Leopoldstadt.
 
1670: Die Kirche St. Leopold wird an Stelle der abgerissenen Synagoge erbaut.
 
22. Juli 1700: Ausschreitungen und Plünderungen vor dem Haus des Hofbankiers Samuel Oppenheimer in Wien im Rahmen einer ausgedehnten "Judenaktion".
 
Kaiserin Maria Theresia, die österreichische monarchische Übermutter, mit ihren 16 Kindern: noch heute werden Golddukaten mit ihrem Konterfei von der österreichischen Nationalbank herausgegeben. Maria Theresia die buchstäblich keinen Juden riechen konnte, jede Berührung mit dem "gottesmörderischen Volke" vermeidet und ihre jüdischen Geschäftsleute nur hinter einem Vorhang, um nicht durch die körperliche Nähe befleckt zu werden, empfängt. Sie sieht in allen Leiden die über die Juden kommen, Gottes Strafe. Ihr zu Ehren wird "Mariatheresienstadt" gegründet, das "Nobel-KZ" der Hitler-Zeit. Maria Theresia erhält das Herzogtum Auschwitz und Zator. In den ersten fünf Jahren ihrer Regierung werden die Juden aus Böhmen vertrieben. Drei Jahre vor ihrem Tod, 1777, fünf Jahre vor dem Toleranzpatent Joseph II. schreibt sie: "Künftig solle keinen Juden, wie sie Namen haben, zu erlauben, hier zu sein ohne meine schriftliche Erlaubnis. Ich kenne keine ärgere Pest, als diese Nation wegen Betrug, Wucher und Geldvertragen, Leut’ in Bettelstand zu bringen, alle üblen Handlungen ausüben, die ein anderer ehrlicher Mann verabscheute, mithin sie, so viel sein kann, von hier abzuhalten und zu vermindern..."
 
Wotan im Bürgerrock: mit Rauschebart, mit Hakenkreuz, als Turnerkreuz ausgeformt (bis heute unverändert!), zieht Friedrich Ludwig Jahn vom Kahlenberg über Wien, bis zum Ostseestrand und mit seiner überall versprühten Parole: "Deutsch, fromm, fröhlich, frei, heilig und gut ist nur, was aus altdeutscher Wurzel gezogen ist!" Jahn erklärt in Wien: "Es gibt genug Bücher, die von Henkershand verbrannt zu werden verdienen." In diesem Geist verbrennen Studenten Bücher beim Wartburgfest 1817. Es ist das Jahr auf das Jörg Haider sich immer wieder berufte, und der Beginn einer Epoche unter dem historischen Titel "Deutschland erwache". In den folgenden Jahren formuliert sich der radikale österreichische Glaube an das Heil aus Deutschland, inspiriert durch die Schaffung des Bismarck-Reiches. Und es ist die Geburtsepoche der deutschnationalen Burschenschaften, der Einführung der Blutrituale, der Mensuren in den Korportationen, welche die Mannbarkeit, die Wiedergeburt zum deutschen Manne manifestieren soll. Jörg Haider übte in seiner Burschenschaft "Albia" das Blutritual an einer Strohpuppe mit der Aufschrift "Simon Wiesenthal".
1854 werden wieder einmal die bürgerlichen Rechte der Juden eingeschränkt. In den Burschenschaften werden Mitglieder jüdischer Herkunft ausgeschlossen. Der klerikal-katholische Antisemitismus geht von Wien aus. Der Prälat Sebastian Brunner, Herausgeber der Wiener "Kirchenzeitung" und fordert bereits 1897 in seiner Zeitung: "Die Juden müssen für die christlichen Völker unschädlich gemacht werden; man muss sie unter ein Fremdengesetz stellen." 

Georg Ritter v. Schönerer (1842-1912), Schlossbesitzer im österreichischen Waldviertel, Abgeordneter der Deutschnationalen im österreichischen Reichsrat, hält antisemitische Brandreden. Im März 1878 spricht er gegen das "Gekläffe der Wiener Juden- und Regierungspresse", er erklärt den Antisemitismus für die "größte nationale Errungenschaft des Jahrhunderts". Der Kampf gegen die "Judenpresse" wird zum Leitmotiv seines Lebens. Schönerer fordert am 13. Februar 1885 in den Wiener Sofiensälen: "Zertretet die Natter und macht ein Ende dieser journalistischen Giftmischerei, damit das so hartbedrängte Volk nicht zur Selbsthilfe gezwungen werde." Immer wieder kommen Pogromdrohungen aus Schönerers Munde. Die Antisemitische Propaganda wird durch Schönerer erst so richtig angeheizt: antijüdische Klebemarken, Antisemitenlieder, Schönerer-Medaillen, man trug gehängte Juden aus Silber an der Uhrenkette und Stöcke mit Köpfen von Juden. Das Arsenal der antisemitischen Waffenkammer der Nationalsozialisten, wird durch Schönerer vorbereitet. 1878 fordert Schönerer, das Evangelischwerden des deutschen Ostmarkvolkes. Auch schon die ersten Forderungen nach Konzentrationslagern werden laut. Am 18. März 1887 bringt Schönerer einen Antrag "auf Erwerbung eines zur Anlage einer Strafansiedlung geeigneten Landstückes" für "Presselügner, Ehrabschneider", die mindestens zu sechs Monaten Haft verurteilt werden. Schönerer entstammt einem Waldviertel, indem heute noch der Glaube an Schönerer und der Glaube an Adolf Hitler ungebrochen leben. (Hitler hatte ein Schönerer-Portrait über seinem Bett hängen).

In der Bezirkshauptstadt Zwettel wurde vor Jahren gar ein "Schönerer-Gedenkmuseum" eingerichtet und ein Altbürgermeister dieser Stadt (ÖVP) veranstaltete alljährlich eine Bismarck-Gedenkfeier mit Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln. In zahlreichen Gaststätten der Umgebung findet man Bismarck-Sparvereine, in diesen Landkneipen werden auch Schönerer-Heimatabende abgehalten. Schönerers Wotan und Germanenglaube wird vor allem in den Schulen und in den studentischen Korportationen aufgenommen. Man wallfahrtet in einem Wotan-Eichhain nach Wetzeldorf. Schönerer gelingen starke Einbrüche vor allem bei den Freiberuflern und in der Lehrerschaft. Aber auch bei den Bauern in Niederösterreich. Schönerer fordert das täglich öffentliche Bekenntnis zur Mutter Germania durch den Gruß "Heil!" "Der geeignetste Gruß zwischen Deutschnationalen besteht in dem Grußwort Heil!", verkündet Schönerer vor seinen Anhängern. In hunderten Pennalen geht Schönerers Saat auf und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Bismarcks 80. Geburtstag. Kommerse, Aufzüge, ekstatische Huldigungen, Gebete für Bismarck. Nach dem Tode des "Erlösers" telegraphieren die deutschnationalen Studentenschaften an Herbert v. Bismarck "Seine Siege haben uns erst zu stolzen Söhnen der Mutter Germania gemacht." Bismarcks Grab wird zum Wallfahrtsort der österreichischen Burschenschaften. Stefan Zweig und Siegmund Freud erleben erschreckt die Einführung des Holzkommerses gegen jüdische Studenten an der Wiener Universität.

Karl Lueger (1844-1910) Bürgermeister von Wien und Mitbegründer der Christlichsozialen Partei (Vorläuferpartei der heutigen ÖVP), war ein gnadenloser Antisemit. Er wandte sich in aggressiven Reden gegen die "jüdische Plutokratie". Lueger bedient sich des Antisemitismus um die Bürgermeisterwahlen zu gewinnen. Lueger gehörte der 1905 von Franz von Liebenfels (1874-1954) in Wien gegründeten "Guido-von-List-Gesellschaft" an, einem Zentrum des rassischen Antisemitismus einem Ableger der "Thule-Gesellschaft". Die Deutsche Arbeiter-Partei (DAP) war ein Ableger der Thule-Gesellschaft. Die DAP wurde am 5. Januar 1919 von Anton Drexler, einem Werkzeugschlosser, und Karl Harrer, einem Sportjournalisten, gegründet. In einer Broschüre verwendete Drexler bereits 1919 den Begriff "National-Sozialismus". Karl Harrer war Mitglied der Münchner "Thule-Gesellschaft". Aus der "Thule-Gesellschaft" rekrutierten sich auch einflussreiche Machthaber des Nazi-Regimes: Wilhelm Frick (ab 1939 Mitglied des sechsköpfigen Kriegskabinetts), Rudolf Hess (Stellvertreter des Führers), Julius Streicher (Herausgeber "Der Stürmer"), Alfred Rosenberg (NSDAP-Parteiideologe, ab 1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete), Hans Frank (ab 1939 Generalgouverneur von Polen). Der Österreicher Guido von List (1865-1919) war der Erste, der die völkische Ideologie mit dem Okkultismus verband. Als Feind des Deutschtums sah er ganz eindeutig die internationale jüdische Verschwörung. Er sprach auch bereits von einem rassistischen Staat und sah in einem durch die Arier selbstgewählten "Führer" die neue Herrschergestalt. Als Symbol eines neuen rassereinen Reichs empfahl er die doppelte Sieg-Rune SS. 1905 veröffentlichte Liebenfels sein Buch "Die Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron", indem er die Rasse-Reinheit propagierte: "Die niedrigen Rassen sollen sterilisiert werden, die arische Rasse der Gottmenschen solle sich durch strenge Unterordnung der Frau unter den arischen Mann vermehren. Unverheiratete Brutmütter sollen in Zuchtklöster von blonden, blauäugigen, arischen Ehehelfern begattet werden, um Neuarier zu gebären." Die Nationalsozialisten verwirklichten diese Idee der Rasse-Reinheit im Projekt "Lebensborn". Luegers Antisemitismus war durch Liebenfels stark geprägt, wie sich aus den reden Luegers erkennen lässt. Heute ehrt die Stadt Wien ihn mit einem "Lueger-Platz" in der Innenstadt. Einer der führenden Köpfe der Christlichsozialen, der spätere Prälat Joseph Scheicher, ebenfalls durch Liebenfels beeindruckt, sieht 1900 in einer "Vision" das Wien von 1920 "judenfrei". Im Parlamentsclub der ÖVP hängt nach wie vor das Portrait Luegers, verehrt als Urvater der Österreichischen Volkspartei. Das erklärt ein wenig die geringen Berührungsängste von Wolfgang Schüssel mit der rechtsradikalen FPÖ. Steht er damit in einer gewohnten Tradition... 

Aber auch die Sozialdemokraten bedienten sich des Germaniaglauben und zeichneten sich durch Antisemitismus aus. Am 12. November 1918 führt der österreichische Staatskanzler Dr. Karl Renner, mit deutsch-völkischem Vokabular, sein Glaubensbekenntnis aus. "Aber gerade in dieser Stunde (...)soll unser deutsches Volk in allen Gauen(!) wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft!" Und schließt seine Rede vor dem versammelten Abgeordnetenhaus mit dem Ausruf: "Heil unser deutsches Volk und Heil Deutschösterreich." Das stenografische Parlamentsprotokoll hält fest: Stürmische, langanhaltende Heilrufe im Saal und auf den Galerien. 1938, nach dem "Anschluss", befasst sich Renner in einer Publikation deutschvölkischen Problemen: "Die Gründung der Republik Deutschösterreich, der Anschluss und die Sudetendeutschen - Dokumente eines Kampfes ums Recht." Am 8. Mai 1919 sagt Renner im Parlament "Es wird sich erweisen, früher oder später, dass das tausendjährige Band des Blutes stärker ist als der geschichtliche Eintrag." 

Der Österreicher Adolf Hitler. Vater und Mutter stammen aus dem Waldviertel, aus Geschlechtern, die sich zumindest seit dem 15. Jahrhundert im Umkreis um das Stift Zwettel, in vielfacher Inzucht fortgepflanzt haben. Hitler versucht nach dem "Anschluss" seine Wurzeln zu vernichten. Er lässt im Waldviertel vierzig Dörfer schleifen, die gesamte nähere Umgebung in der er aufgewachsen ist. Und errichtet dort den größten Truppenübungsplatz Europas, auf dem der Zweite Weltkrieg antrainiert wird. In Hitlers Schulzeit fallen die großen Demonstrationen gegen die "jüdische Überfremdung". Judenboykott in den österreichischen Schulen. Leopold Poetsch, Gemeinderat, Anwalt der Turnerbewegung, Obmann der Ortsgruppe "Südmark", führt Hitler zu den "Nibelungen", einer Pennäler-Verbindung, lehrt ihn Geschichte als Heils- und Unheilsgeschichte verstehen. Hitler wird ein glühender Verehrer von Schönerer. 1910 erlebt Hitler Wien als die Hauptstadt des Antisemitismus. In der Presse wird die Stadt als die Stadt der "Blutschande", der "Judenschaft" und von "Juden überfremdet" dargestellt. (Andreas Mölzer, Vordenker der FPÖ, ehemals Haiders Kulturreferent in Kärnten, benützte den Begriff "Überfremdung erstmals wieder in den späten 80er Jahren.)
 
1938 nach dem "Anschluss" kam es zu zahlreichen gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden. Der Gesamtwert von Grundbesitz, Betrieben, Wohnungen, Geschäftsräumen, Wertpapieren, Realitäten, Aktien und anderer Vermögen, das arisiert oder auch "nur" entjudet wurde, belief sich nach einer Schätzung der Kultusgemeinde in Wien auf ca. 3 Milliarden Reichsmark.

Nach 1945 wird der durch seine markigen deutschnationalen Volksreden bekannte Dr. Karl Renner, Österreichs erster Bundeskanzler. Zu den Aufgaben der ersten provisorischen Regierung gehörten auch Fragen der Entschädigung für arisiertes Vermögen.
Der sozialdemokratische Bundesminister für Inneres, Oskar Helmer, sagte in der 52. Ministeratssitzung vom 14. Januar 1947:
"...Aus Ungarn, Polen, Rumänien und der CSR werden die Juden ausgewiesen; hier in Österreich werden sie durchgeschleust und machen als Dank dafür Propaganda, dass in Österreich zuwenig gegen den Antisemitismus unternommen werde..."
In der 69. Ministerratssitzung, am 20 Mai 1947 meinte Helmer:
"Ich möchte hier auf die Einwanderung der Juden, die aus Rumänien nach Österreich kommen und langsam ganz Österreich überfluten, hinweisen ... Die Einwanderung hat einen solchen Umfang angenommen, dass zu befürchten ist, dass ganz Österreich von den Juden überflutet wird... Wir müssen dabei recht vorsichtig vorgehen, da sich ja zuletzt die ganze Stimmung der amerikanischen Presse gegen uns richten könnte. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als dass wir die Juden anständig behandeln und wir sie in Lager unterbringen."
Diese Zitate zeigen eine Geisteshaltung, die sich bis heute fortsetzt und besonders in den Köpfen der Freiheitlichen überlebt hat. Einzelne Termini finden sich auch in so manchen Reden von Jörg Haider wieder.

Die österreichische Regierung stand nach dem Dritten Reich vor dem Problem, wie sie die "ehemaligen" Nazis in Österreich wieder zu Stimmvolk für Wahlen machen konnten. Man vereinbarte mit den Alliierten, dass die etwa 450.000 "minder" belasteten NSDAP-Mitglieder wieder ihre bürgerlichen Rechte ausüben dürfen und das aktive als auch das passive Wahlrecht zurückerhielten. Der überwiegende Teil dieser Klientel versammelte sich in einer neuen Partei, einer Nachfolgepartei der NSDAP. Im März 1949 fand die Gründung des VdU des "Verbandes der Unabhängigen" statt. Die Gründerväter waren allesamt NSDAP-Mitglieder gewesen, zum Teil auch Mitglieder der Waffen-SS. Der VdU ist wiederum die Vorläuferpartei der heutigen FPÖ. Man änderte nur die Farbe: statt Braun ist nun Blau angesagt. Der Rassismusvirus der Nazis fand eine neue Heimat und konnte sich Dank der FPÖ kräftig erholen und epidemisch ausbreiten. Die ehemaligen Nazis wurden nicht bekämpf, sondern von den übrigen Parteien, einschließlich der Kommunisten, heftig umworben. Man vergab ihnen all ihre Sünden, denn jede Stimme zählte. 

Nur elf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, begannen die deutschnationalen Burschenschaften in Österreich sich neu zu organisieren. In einem Vortrag, den der "Altherr" Dr. Berka am ADC (Allgemeiner Delegierten Convent) in Villach 1956, hielt, bekennen sich die Burschenschaften neuerlich zur deutschvölkischen Ideologie, der sich Jörg Haiders "Albia" ebenfalls anschloss.
Die Entnazifizierung Österreichs wurde nie in dem Ausmaß durchgeführt, wie es für eine gesunde neue Demokratie notwendig gewesen wäre. Die Österreicher entschlossen sich lieber mit einer Lebenslüge zu leben: Hitler war ein Deutscher und Beethoven ein Österreicher. 

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