Freitag, 2. Dezember 2011

DIGITALE LYNCHJUSTIZ

Es herrscht Krieg, ein Cyberkrieg im Internet der vor allem auf Facebook ausgetragen wird. Worum gehts eigentlich? Es geht um einen arabisch-jüdischen Waldorfkindergarten in Israel mit dem schönen Namen „Ein Bustan“. Also um Kinder die ja unsere personifizierte Zukunft sind. Bei der Gründung des Waldorfkindergartens gabs keine heftig geführte Auseinandersetzungen, im Gegenteil. Vielleicht ist "Ein Bustan" gefährlich, denn der Kindergarten macht Furore. Funktioniert dieser Kindergarten ja für manche zu gut und genießt nicht nur in Israel einen hervorragenden Ruf, sondern in der ganzen Welt. Es hat sich herumgesprochen, dass es sehr wohl möglich ist, selbst unter der derzeitigen gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit, ein arabisch-jüdisches Gemeinschaftsprojekt zu verwirklichen. Der nun eskalierende und international Aufmerksamkeit hervorrufende Konflikt um "Ein Bustan" hat seine Wurzeln in der unterschiedlichen Sichtweise, wie man denn zu einem Frieden im Nahen-Osten kommen könnte. Zur Zeit haben in dieser Auseinandersetzung die "Tauben" verloren und die "Falken" die Oberhand. Doch die Mittel die in dieser Auseinandersetzung eingesetzt werden sind brutal. Gilt es ja die Meinungshoheit in den Medien mit allen "Waffen" zu erlangen. Da werden Accounts von Unterstützern von „Ein Bustan“ gehackt, da werden Freunde von „Ein Bustan“ aus der Facebook-Gemeinde, ohne ordentlicher Anhörung und Prüfung, gesperrt und nun werden die Förderer des Kindergartens „Ein Bustan“ kriminalisiert.

Was ist passiert?

Gleich vorweg, ich befürworte und unterstütze das Friedensprojekt „Ein Bustan“. Demnach bin ich voreingenommen, das ist wahr. Nun, grundsätzlich werden alle jüdischen aber auch nichtjüdischen Förderer des Projekts „Ein Bustan“ als Feinde Israels verortet. Wenn man sich für „Ein Bustan“ einsetzt ist man nicht nur als Nichtjude schnell ein Antisemit, sondern, wenn man das Pech hat israelischer Jude zu sein, ja dann ist man sogar ein Staatsfeind und jüdischer Antisemit zugleich und wenn man ein ganz gewöhnlicher nichtjüdischer Deutscher ist, ja dann ist man ein antisemitischer propalästinenscher Nazi.

Irena Wachendorff ist da ein nicht mehr zu übersehbares Beispiel, für die Vorgangsweise jener rechtsradikalen nationalistischen jüdischen Gruppierung, die den Frieden im Nahen Osten nur zu ihren Bedingungen und Vorstellungen will und Frau Wachendorff zu ihrem Feindbild erklärt haben. Nennen wir doch endlich einmal das Alles beim Namen: Diese jüdischen rechtsradikalen Nationalisten stehen für ein araberreines Israel. Es passt ihnen einfach nicht in den weltanschaulichen Kram, dass da arabische und jüdische Kinder gemeinsam spielen, lachen, essen, raufen, singen, Siesta halten usw. Selbst Kleinkinder werden da zum Feind erklärt!



Diese rechtsradikalen Juden und Israelis begeistern sich für Meir Kahane, betrauern das Verbot der Kach-Partei, bekämpfen mit allen Mitteln Menschen die sich gewaltfrei mit ihrer Friedensarbeit für Israel und für Frieden im gesamten Nahen-Osten einsetzen. Es sind jene rechtsextreme Juden und Israelis die sich für  Georg Walker Bush und Ronald Reagan begeistern, den neuen PräsidentschaftskandidatInnen der Republikanischen Partei in den USA zujubeln, weil diese allesamt versprechen -sollten sie denn gewählt werden- das „Waterboarding“ wieder einzuführen – also Folter.

Da gibt es einen jüdischen Arzt in Frankfurt am Main der geifernd bei Facebook gegen Frau Wachendorff wettert, mehr noch – sie sogar bedroht. Er verspottet ihren Familiennamen mit dem Vokabel Wachtel, verlangt in bester Göring-Manier („Wer Jude ist bestimme ich.“) den Judennachweis von ihr, verhöhnt ihre Arbeit als Schriftstellerin, beschimpft Nichtjuden als Baumgermanen und bedroht sie massiv mit der JDL (Jewish Defense League, einer Terrororganisation die im FBI-Bericht als gewalttätige, extremistische jüdische Organisation erwähnt wird). Da gibt es den via Facebook kolportierten Vorwurf des Spendenbetrugs gegenüber „Ein Bustan“, den Vorwurf der Steuerhinterziehung usw. Man unterstellt dem Kindergarten an sich eine kriminelle Vereinigung darzustellen.



Jüngstes Beispiel wie man für das Endziel -ein araberreines Israel- kämpft, ist ein Vorfall rund um das Benfizkonzert des WDR zugunsten von „Ein Bustan“. Da gibts es eine Dame aus München, die anlässlich dieses Benefizkonzertes beim WDR unter falschen Namen anruft („Maltzahn“) und der Intendanz etwas von Spendenbetrug erzählt, denn es gäbe angeblich gar keinen Verein in Deutschland mit dem Namen „Ein Bustan“. Diese Dame schrieb auch eine Email unter falschen Namen (man nennt so was einen Fakeaccount) dem Orchesterleiter des WDR (Herrn B.) indem sie vor dem angeblich nicht existierenden Verein „Ein Bustan“ warnt, denn es gäbe einen solchen Verein in Deutschland ja wirklich, ja wirklich (!) nicht und deutete somit einen großangelegten Spendenbetrug unter Mithilfe des WDR an. Pech nur für die selbst ernannte Kämpferin des wahren Israel, dass ihr der Fehler unterlief eine Email an den WDR abzusenden und dabei ihre eigene Telefonnummer zu hinterlassen. Denn das Münchner-Kindl hatte vergessen die automatische Signatur ihres Emailprogramms abzuschalten. So konnte man dann doch die Urheberin der Fake-Email als Frau G. P. aus München identifizieren.

Immerhin hatte die Kämpferin gegen "Ein Bustan" jenen zweifelhaften Erfolg, dass das Benefizkonzert von Polizei umrahmt war. Für mich dagegen war es ein Skandal, dass Juden vor Juden so sehr Angst haben müssen, dass ein simpler Musikevent unter Polizeischutz gestellt werden musste. Menschen wie Dr. Med. Adam P. und Frau  G.P. beschädigen mit solchen persönlichen Attacken einen israelischen Kindergarten, gefährden ihn in seiner Existenz, denn sie betreiben Rufmord. Der Schaden den solche Menschen anrichten geht aber viel tiefer. Mit ihrem Verhalten auf Facebook und auch in ihren Aktionen beschädigen sie das Bild Israels an sich nachhaltig. Sie befördern damit auch den eh schon vorhandenen Antisemitismus in Deutschland, ja schlimmer noch sie leisten dem Antisemitismus damit noch Vorschub.



Inzwischen wurde der Emailaccount von "Ein Bustan" in Israel gehackt und der Emailadressenverteiler gestohlen. So verwundert es auch nicht, dass plötzlich via eines Yahoo-Accounts der nicht! dem "Ein Bustan" Kindergarten zuzuordnen ist, Spenden illegal eingesammelt werden. Wer immer nun diesen Spendenbetrug begeht, eine kriminelle Handlung also begeht, um ihn dann im Nachgereichten "Ein Bustan" und den Förderern  unterzuschieben, das wird sicherlich strafrechtlich ein Nachspiel haben. Es ist perfid "Ein Bustan" auf diese Weise kriminalisieren zu wollen und erinnert an Mafiamethoden der übelsten Art.

Es gibt Grenzen in der Auseinandersetzung.

Die Grenze ist genau dort, wo die menschliche Würde verletzt wird und wenn Menschen durch falsche Behauptungen und übler Nachrede  in deren berufliche Existenz beschädigt werden. Einen Kindergartenverein nun als kriminelle Vereinigung darzustellen, bloß weils einem nicht in den weltanschaulichen Kram passt, hat den Charakter der Inquisition, wo man damals auch Menschen an den Pranger stellte, ohne einer ordentlichen Prüfung des Vorwurfs.
Und noch was, Facebook unter dem "Vorsitz" von Herrn Dr. med. Adam und den P.-Ladies aus München, dürfen sicher nicht über Menschen zu Gericht sitzen, schon gar nicht für ihre Behauptungen, dass „Ein Bustan“ eine kriminelle Angelegenheit sei, aber die Beweise freilich dafür schuldig zu bleiben. Um einen angeblich strafrechtlich relevanten Verdacht nachzugehen, dafür haben wir demokratisch legitimierte Institutionen. Also, Herr Dr. med. Adam P. wie auch alle anderen die was gegen „Ein Bustan“ haben,  sollten wenigstens den Mut haben, einen ordentlich formulierten, und begründeten, mit Beweismittel versehenen Strafantrag zu stellen und auch den Mut haben diesen auch mit ihrem eigenen Namen zu unterzeichnen.

Allerdings nur Behauptungen aufzustellen, das behandle ich wie Latrinengerüchte die nur dazu geeignet sind einem Kindergarten und die damit verbundenen Personen zu beschädigen – zu kriminalisieren.
(Ist aber auch merkwürdig, mit dieser Causa auch Kinder zu Betroffenen zu machen ...).

Es ist ein Unterschied, ob ich eine Meinung zu einem Menschen oder einer Situation und Institution abgebe, oder ob ich meine Meinung als Tatsachenbehauptung verbreite. Bei solch heftigen und auch strafrechtlich relevanten Vorwürfen, sollte man wenigstens den vollständigen Wahrheitsbeweis antreten können und vor allem an der richtige Stelle deponieren und nicht bei Facebook zu Gericht sitzen, wo geschätzte 10 Millionen Deutsche als "Geschworene" versammelt sind.

Denn sonst wäre das Internet zum mittelalterlichen Pranger verkommen.
Und das nenne ich dann digitale Lynchjustiz.




Als Vater dreier jüdischer Kinder schäme ich mich, dass es rechtsextreme Juden gibt.

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